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Wismut: Sanierer setzen zum Endspurt an

Von einer "strahlenden" Vergangenheit in eine rosige Zukunft. Eine wahrhaft blühende Landschaft nimmt in Ostthüringen Gestalt an.

Chemnitz/Ronneburg - Als Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) hatte die Wismut in der DDR eine besondere Stellung. Mehr als 40 Jahre lang war das Unternehmen der drittgrößte Uran-Produzent der Welt. Bis zu Beginn der 90er Jahre waren bis zu 130.000 Kumpel in Sachsen und Thüringen damit beschäftigt, den strahlenden Rohstoff zu fördern.

Das hinterließ Spuren vor allem in der sächsischen Landschaft des Erzgebirges und um Königstein sowie in Ostthüringen auf einer Fläche von insgesamt 3700 Hektar. Zu der von Umweltschützern als größte Umweltkatastrophe Deutschlands angeprangerten Hinterlassenschaft der Uranerz-Förderung gehörten 56 Schächte und 1400 Kilometer horizontale Grubenbaue, knapp 50 Abraumhalden, 14 Schlammteiche mit giftigen Rückständen der Erzaufbereitungsanlagen sowie der 160 Hektar große und bis zu 240 Meter tiefe Tagebau Lichtenberg bei Ronneburg, der 1977 stillgelegt worden war.

Know-how weltweit gefragt

Ein "strahlendes" Erbe, das die nach dem Aussteigen der Sowjetunion aus dem Unternehmen vor 15 Jahren gegründete bundeseigene Wismut GmbH mit dem Ziel antrat, die bereits angelaufene Sanierung fortzuführen. Damals flossen in das Konzept einer bis dahin einmaligen Altlastsanierung die weltbesten Erfahrungen ein. Heute ist das vom Tochterunternehmen Wisutec vermarktete wissenschaftlich-technische Know-how der Wismut bei ähnlichen Sanierungen weltweit gefragt.

Das bietet zumindest einem Teil der aktuell noch rund 2000 Wismut-Kumpel - zur Wende waren es noch etwa 40.000 - eine Zukunft über das für 2015 geplante Ende der Sanierungsarbeiten hinaus. Ein anderer Teil wird langfristige Aufgaben übernehmen. Dazu gehören das Erfassen und Behandeln von Flutungs- und Sickerwässern, die Pflege abgedeckter Halden und Absetzanlagen sowie die Umweltüberwachung.

Ökologisch intakte Landschaften

Etwa zwei Drittel der Sanierung, für die die Bundesregierung insgesamt 6,2 Milliarden Euro bereitstellt, sind geschafft. Die Schächte sind verfüllt und geflutet, Halden gesichert und auch die als "Müllkippen" bezeichneten industriellen Absetzanlagen im Ostthüringer und westsächsischen Raum größtenteils verwahrt. Mehr und mehr nehmen an den Standorten neue, ökologisch intakte Landschaften Gestalt an.

Im sächsischen Bad Schlema etwa war die Sanierung Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung zu einem anerkannten Heilbad samt neuem Wohngebiet. Wo einst Menschen schwere gesundheitliche Schäden beim Abbau des Urans in Kauf nahmen, können sie nun dank neuem Kurhaus und -park die heilende Wirkung des Radons genießen.

Aus einer Mondlandschaft wurde grünes Hügelland

Eine wahrhaft blühende Landschaft nimmt in Ostthüringen Gestalt an. Die Sanierung des rund 1700 Hektar großen Areals um Ronneburg war 1997 Anlass, die Bundesgartenschau (Buga) 2007 nach Ronneburg und Gera zu vergeben. Was damals infolge des Bergbaus einer Mondlandschaft glich, präsentiert sich inzwischen als grünes Hügelland unter anderem mit Arboretum, Alleen, konturierten Gärten und unzähligen Rosenstöcken.

45 Hektar der gigantischen Fläche werden als "Neue Landschaft Ronneburg" den Besuchern zur Buga offen stehen. Dann wird sich dort, wo einst das riesige Restloch des Tagebaus an den Grand Canyon erinnerte, der 30 Meter hohe Lichtenberg erheben. Er bleibt das sichtbare Zeichen der rund 120 Millionen Kubikmeter Haldenmaterial, das dorthin umgelagert und sicher verwahrt wurde. Dazu gehören die beiden doppelten Spitzkegelhalden, die noch bis Mitte 2005 als Landmarken weithin sichtbar waren.

Die Geschichte der Wismut wird mit Beginn der Buga eine Ausstellung nachzeichnen. Die Schau nimmt derzeit vor Ort Gestalt an und wird auch einen Blick in die Zukunft der neuen Landschaften und des Unternehmens wagen. (Von Uschi Lenk, ddp)

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