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Berlin jagt Paris: In zwei Jahren will die deutsche Hauptstadt 30 Millionen Übernachtungen verbuchen.

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Wo der Bär steppt: Touristen lieben Deutschland – und Berlin besonders

Seit zehn Jahren steigt die Zahl der Übernachtungen in Deutschland - fast ohne Unterbrechung. Berlin profitiert nicht nur von den vielen ausländischen Touristen.

Der Tourismus-Boom in Deutschland setzt sich fort. Im Jahr 2013 haben Reisende aus dem In- und Ausland 410,8 Millionen Mal in größeren Hotels und Pensionen übernachtet, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Das war nach gut 407 Millionen im Jahr zuvor eine Steigerung um ein Prozent und zudem der vierte Übernachtungsrekord für Deutschland in Folge.

Der Zuwachs wurde ausschließlich von Gästen aus dem Ausland getragen, wie aus der vorläufigen Statistik hervorgeht. Ihre Übernachtungszahl stieg um vier Prozent auf 71,6 Millionen. Die immer noch weitaus größere Zahl der Übernachtungen von Inländern blieb mit 339,2 Millionen hingegen nahezu unverändert.

Die Übernachtungszahlen steigen bereits seit dem Jahr 2004 kontinuierlich an – mit dem Krisenjahr 2009 als Ausnahme. In der Statistik werden ausschließlich Betriebe mit mindestens zehn Betten erfasst. Auch in diesem Jahr werde das Reiseziel Deutschland mit seinen Stärken wie Kulturreisen und Kongressgeschäft punkten, sagte Petra Hedorfer von der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), die Kunden im Ausland für das Reiseziel begeistern soll. Besonders gut lasse sich in diesem Jahr mit dem Mauerfall vor 25 Jahren werben, sagte Hedorfer.

Das ist auch und ganz besonders in Berlin im gerade begonnenen Tourismusjahr nicht anders. Allerdings ist die Hauptstadt auch ohne solch historische Groß-Jubiläen ein Anziehungspunkt für Reisende aus aller Welt. Bereits bis Ende November 2013 zählten die Landesstatistiker knapp 25 Millionen Übernachtungen – die Marke von 26 Millionen dürfte also, wie von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) vorausgesagt, fallen. Offizielle Zahlen für das Gesamtjahr will die Berlin Tourismus & Kongress GmbH (Visit Berlin) am 27. Februar präsentieren. Bis Ende November wuchs die Zahl der Übernachtungen zum Vorjahreszeitraum um gut acht Prozent. In der ersten Jahreshälfte war das Wachstum mit knapp zehn Prozent allerdings deutlich kräftiger ausgefallen.

Berlin "auf einer weltweiten Sympathiewelle"

Anders als im Bundesdurchschnitt legt in Berlin auch die Zahl der Übernachtungen aus dem Inland mit 7,6 Prozent (Ende November) klar auf 14,3 Millionen zu. Einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge planen 31 Prozent der Deutschen in diesem Jahr einen Hauptstadtbesuch. Mit gut einer Million Mal übernachteten Gäste aus Großbritannien am häufigsten in Berlin. In Europa jagt Berlin die deutlich größeren Metropolen Paris (etwa 36 Millionen Übernachtungen) und London (48 Millionen). Die 30-Millionen-Marke haben Senat und Visit Berlin deshalb fest im Blick: 2016 soll es soweit sein. „Berlin schwimmt auf einer weltweiten Sympathiewelle“, sagt Visit-Berlin-Sprecherin Katharina Dreger.

Trotz des anhaltenden Booms herrscht in der Hotellerie hierzulande keineswegs eitel Sonnenschein. Das Geschäft werde auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen, klagt Guido Zeitler, Hotel-Experte bei der Gewerkschaft NGG. Statt in die Belegschaften investierten die Hoteliers infolge der Mehrwertsteuerabsenkung in Neubauten oder Modernisierungen. Unbestritten sind hohe Investitionen, besonders in Berlin und anderen Ballungszentren. Neben neuen Fünf-Sterne-Hotels entstehen zahlreiche Häuser von Budget-Ketten, die zunehmend die inhabergeführten Drei-Sterne-Hotels verdrängen. Bei den Beschäftigungen nehme der Anteil der Minijobs zu, beklagt die NGG. In Berlin hängen nach Angaben von Visit Berlin mehr als 275.000 Jobs direkt und indirekt vom Tourismus ab – Tendenz steigend.

Obwohl die Gästezahlen zunehmen, weisen die Statistiker für die Hotellerie gleichbleibende Umsätze aus. International stehe das deutsche Angebot mit seiner modernen Infrastruktur besonders preiswert da, sagen die DZT-Tourismusmanager. Drastischer drückt es Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer beim Berliner Branchenverband Dehoga, aus: „Die Preisentwicklung lässt zu wünschen übrig.“ (mit dpa)

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