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Berlin: Besonders bei den Investoren beliebt.

© dpa

Wohnungsbau: Berlin, ein Immobilien-Märchen

Keine andere Stadt bietet so viel Perspektiven wie Berlin - auch nicht beim Wohnungsbau. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) will diese Vormachtsstellung weiter ausnutzen.

Fantasie spielt für Märkte eine fast ebenso große Rolle wie harte Fakten. So gesehen ist Berlin für den deutschen, ja sogar für den europäischen Wohnungsmarkt ein geradezu märchenhafter Standort: steigende Mieten, viele Baulücken, zahllose Käufer von Immobilien. Allenfalls in der politischen Debatte über den Kampf gegen die Wohnungsnot wird über mehr Regulierung nachgedacht. So stellten sich am Montag spannende Fragen an Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) beim "Management Circle": Wird sie locken oder warnen, bremsen oder beschleunigen?

Yzer betonte die Chancen, wies auf Probleme hin – und trickste auch ein wenig bei der Bewertung des kräftigen Zuzugs in die Stadt.

Perspektiven wie im Märchen

"Keine andere Stadt in Europa verfügt über so viele freie Flächen", stellte die Senatorin fest. Gute Voraussetzungen für Firmenansiedlungen und Wohnungsbau gebe es, am besten im Verbund miteinander: Denn die Menschen wollen in der Nähe des Arbeitsplatzes wohnen und zwar am liebsten in "Smart Cities". Was genau dieses Zauberwort meint, ließ Yzer im Ungefähren. Mit Netzen hat das zu tun, mit energieeffizenten Neubauten und Elektroautos.

Noch feilt der Senat an einem Konzept – und zwar ressortübergreifend, wie Yzer sagte: Die Wirtschaftsverwaltung mit der für Stadtentwicklung von Michael Müller (SPD). Doch an der ein oder anderen Stelle hakt die Zusammenarbeit noch: "Dass Investoren zwei bis drei Jahre in die Warteschleife geschickt wurden" und die versprochenen landeseigenen Grundstücke für Firmenerweiterungen nicht erhielten, dies dürfe sich nicht wiederholen, mahnte die Wirtschaftssenatorin.

Immerhin sei die neue Liegenschaftspolitik des Berliner Senats, die diese Grundstücksvergabe regeln soll, auf dem Weg. Yzer erwähnte ferner das Förderprogramm für den Wohnungsneubau ein "politisch wichtiges Thema", denn Wohnen dürfe in Berlin nicht wie in Paris oder London unbezahlbar werden für Durchschnittsverdiener.

Verstärkte Nachfrage. Die Zahl der neu genehmigten Wohnungen ist erneut gestiegen. Das Bild zeigt ein Exemplar am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte.
Verstärkte Nachfrage. Die Zahl der neu genehmigten Wohnungen ist erneut gestiegen. Das Bild zeigt ein Exemplar am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berlin muss bezahlbar bleiben

Aber Cornelia Yzer lockte auch: "Immer mehr Menschen möchten Wohnungseigentum erwerben", sagte sie. Recht gibt ihr eine Umfrage unter 1000 Privatanlegern der Münchener "Euro-Grundinvest": Demnach würde jeder vierte Deutsche, der Erfahrungen mit Geldanlagen hat, binnen sechs Monaten eine Wohnimmobilie erwerben, wenn er eine günstige fände – fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Getrieben wird der Wunsch von günstigen Kreditkosten, er scheitert aber oft am mangelnden Angebot günstiger Eigentumswohnungen in Großstädten und am Eigenkapital.

Plus für die Baubranche

Dabei ist das Interesse am Immobilieneigentum in Berlin mit 23 Prozent eher gering – deutlich mehr sind es in Hamburg (37 Prozent) und München (35 Prozent). Yzer sieht darin dennoch eine Chance für Investoren, zumal der Zuzug "auch verbunden ist mit Wirtschaftskraft". Es kämen "Hochqualifizierte" mit einem entsprechenden Anspruch ans Wohnen. Dass die Hälfte der nach Berlin Gezogenen aus dem Ausland stammt – und zwar überwiegend aus europäischen Wirtschaftskrisenländern, wie Daten des Statistischen Landesamtes zeigen – erwähnte Yzer nicht.

Jirka Stachen, Marktanalyst bei Jones Lang Lasalle, stimmte in Yzers Optimismus ein: "Berlin ist mit Abstand das Hauptziel von Investoren." Deshalb seien die Kaufpreise seit 2012 hier um 30 Prozent gestiegen und die Mieten um 16 Prozent. Das ist viel, nicht aber deutsche Spitze: In Düsseldorf, wo die Einkommen höher sind, stiegen die Wohnungspreise noch stärker (40 Prozent), und in München legten die Mieten deutlicher zu (20 Prozent). Ein kräftiges Plus auf dem Markt ist ein gemeinsamer Trend in allen Ballungsgebieten.

Berlin ist Hauptziel der Investoren

Auf die verstärkte Nachfrage nach Immobilien hat die Baubranche unterdessen reagiert. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl der neu genehmigten Wohnungen 2013 zum dritten Mal in Folge auf 270 400 – das sind 12,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Wohnungen entstehen in Mehrfamilienhäusern (plus 22,3 Prozent), etwas mehr als jede zehnte neue Wohnung wurde in bestehenden Gebäuden geschaffen.

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