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Gutes Geschäft. Im Weihnachtsquartal lief es gut für Zalando.

© Jörg Carstensen/dpa

Update

Geschäfte im Internet: Zalando macht Gewinn, Rocket sammelt 590 Millionen Euro ein

Zalando packt es: Der Berliner Modehändler kann seinen ersten Jahresgewinn verbuchen. Der fällt überraschend hoch aus. Die Börse jubelt - und Mehrheitseigner Rocket Internet sammelt bei einer erneuten Kapitalerhöhung zusätzliche 590 Millionen Euro ein.

Von Maris Hubschmid

Kann ein Onlinehändler rentabel wirtschaften, dessen Kunden jeden zweiten Artikel zurückschicken? Der nicht nur die Kosten für die Lieferung, sondern auch die für die Rücksendung übernimmt? Viele waren da skeptisch – nicht nur beim Börsengang von Zalando, infolge dessen die Aktie im Herbst erst einmal heftig abstürzte. Sechs Jahre nach der Gründung der Verkaufsplattform kann das Berliner Unternehmen nun über alle Zweifel triumphieren – zum ersten Mal in seiner Geschichte weist der Händler für das operative Geschäft einen Jahresgewinn aus. „Wir haben bewiesen, dass wir mit unserem Geschäftsmodell Geld verdienen können“, erklärte Vorstand Rubin Ritter nach der Verkündung der Bilanz am Donnerstag.

Dabei ist die Zahl, die bei Zalando am Ende des Jahres 2014 steht, nicht nur schwarz, sondern überraschend hoch: 82 Millionen Euro verdiente der Händler vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten – im Vorjahr hatten an dieser Stelle noch 114 Millionen Euro Verlust gestanden. Bis September war das Management zudem von einem allenfalls kleinen Plus ausgegangen, von „bis zu einer Million Euro“ war die Rede. Jetzt hat ein wohl überraschend starkes Weihnachtsgeschäft Zalando die kleine Sensation beschert. Die seit Oktober im S-Dax notierte Aktie schnellte um zeitweise 15 Prozent in die Höhe. Damit wird das vergleichsweise junge Unternehmen mit rund 5,5 Milliarden Euro bewertet.

Was unterm Strich steht, bleibt geheim

„Die Zahlen haben die Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen“, kommentierte ein Händler. „Das dürfte den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.“ Im vierten Quartal verfünffachte das Unternehmen den bereinigten Betriebsgewinn auf 66 Millionen Euro, der Konzernumsatz stieg um 21 Prozent auf 666 Millionen Euro. Im Gesamtjahr legte der Umsatz um mehr als ein Viertel auf 2,2 Milliarden Euro zu. Wie hoch der Nettogewinn ist, wollen die drei Chefs erst im März bekannt geben.

Vorstandssprecher Rubin Ritter bemühte sich in einer Telefonkonferenz am Donnerstag bei aller Euphorie, die Erwartungen zu relativieren. Die Steigerung der Rendite stehe in den kommenden Jahren nicht im Fokus, betonte er. Zwar gehe man davon aus, den Umsatz 2015 abermals um 20 bis 25 Prozent zu erhöhen. „Wir wollen aber in Technologien und Produkte investieren, um neue Kunden zu gewinnen.“ Oberstes Ziel des Händlers, der inzwischen in 15 europäischen Ländern aktiv ist, sei es deshalb nach wie vor, zu expandieren. Aus diesem Grund werde die 2014 erreichte Marge im laufenden Geschäftsjahr „voraussichtlich nicht zu halten“ sein.

Jeder Zweite shoppt via Smartphone oder Tablet

Die Firma Zalando wurde 2008 von den Studienfreunden Robert Gentz und David Schneider als Onlinehändler für Schuhe gegründet. Mittlerweile beschäftigt Zalando mehr als 7000 Mitarbeiter und macht mit einem umfangreichen Modesortiment, das auch eigene Produkte umfasst, dem US-Konzern Amazon Konkurrenz. Zalando darf als beispielhaft für den rasant wachsenden Onlinehandel gelten: Seit 2010 ist der Umsatz der Branche um mehr als 80 Prozent gewachsen. Für 2015 rechnet der Einzelhandelsverband in Deutschland mit einem Plus von abermals zwölf Prozent auf 43,5 Milliarden Euro. Großes Potenzial sehen die Händler vor allem im sogenannten Mobile-Bereich – der auch Zalando antreibt: So seien über Weihnachten erstmals mehr als 50 Prozent der Besucher über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets auf die Zalando-Seite gekommen, sagte Vorstand Ritter.

Rocket Internet streicht Milliarden ein

Neuigkeiten gibt es auch vom Zalando-Merheitseigner Rocket Internet: Die Holding hat am Donnerstag und Freitag fast 590 Millionen Euro neues Kapital eingesammelt. Dabei seien mehr als zwölf Millionen neue Aktien zum Preis von je 49 Euro ausgegeben worden, teilte das Unternehmen mit. Das zusätzliche Kapital soll demnach "im Sinne der strategischen Zielsetzung" verwendet werden, Rocket Internet werde "weiterhin viele innovative Konzepte finanzieren" und seinen Anteil in bestehenden Unternehmen ausbauen.

Rocket Internet wurde von den Kölner Brüdern Alexander, Marc und Oliver Samwer gegründet, die drei haben sich zum Ziel gesetzt, mit ihrem Unternehmen in die erste Liga der Internet-Firmen aufzusteigen und US-Konzernen wie Amazon und Ebay Konkurrenz zu machen. Rocket war Anfang Oktober 2014 fast zeitgleich mit Zalando an die Börse gegangen. Die Anleger reagierten auf die Nachricht der Kapitalerhöhung zurückhaltend, die Aktie verlor.

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