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Wirtschaft: Zehn Millionen DM Umsatz mit Tupperware

BERLIN .Wenn es nach ihrem Vater - einem Richter - gegangen wäre, wäre Johanna Krefft auch Richterin geworden.

BERLIN .Wenn es nach ihrem Vater - einem Richter - gegangen wäre, wäre Johanna Krefft auch Richterin geworden."In den Augen meiner Familie war ich sicher das schwarze Schaf", sagt die 68jährige.Schließlich hat sie ihr Wirtschaftsstudium nach der Hochzeit abgebrochen.

Doch dann war es ihr zu langweilig, zu Hause herumzusitzen."Ich bin kein Hausmütterchen und ich wollte raus aus den vier Wänden.Aber zum Ausgehen hat das Geld damals nicht gereicht." Deshalb suchte sie im Oktober 1963 nach einem Job.Ein festes Angestelltenverhältnis kam nicht in Frage."Ich wollte nicht morgens um acht auf der Matte stehen müssen, und einer steht daneben und schaut auf die Uhr."

Die Arbeit als Tupperware-Beraterin erschien ihr dagegen ideal.Sie hatte bereits vorher auf Messen Hausgeräte vorgestellt.Jetzt präsentierte Johanna Krefft die bunten Tupperware-Produkte aus Kunststoff vor immer neuen Gruppen von Hausfrauen."Am Anfang war es wirklich mühsam", sagt Johanna Krefft."Ich wußte nicht, wie ich an so viele Frauen herankommen sollte." Doch ihre Kontaktfreudigkeit und ihr Ehrgeiz haben ihr geholfen.1968 wurde sie vor eine schwere Entscheidung gestellt: Tupperware suchte eine Bezirkshändlerin für den Berliner Raum."Beide Damen, die außer mir in Frage kamen, fand ich scheußlich.Und ich hatte mir schon einen schönen Kundinnenkreis aufgebaut.Der Gedanke daran, daß das alles kaputt geht, wenn ich es nicht selbst mache, quälte mich sehr." Also übernahm sie die Bezirksleitung.

Sie hat es nicht bereut - auch wenn sie mehr gearbeitet hat, als sie eigentlich wollte.Vor 15 Jahren stieg auch ihr Mann in die Firma ein.Das sei anfangs nicht gerade einfach gewesen, sagt sie."Wir sind beide vom Sternzeichen Fische.Aber mein Mann sagt immer: Ich bin der Walfisch, du bist der Haifisch."

Viel Zeit für ihr Segelboot "Katharina" hatten die beiden selten, und das Abonnement für Oper und Konzert mußten sie im vorigen Jahr komplett an die Nachbarn abgeben.Wie viele Tupperware-Beraterinnen von Johanna Krefft geschult und betreut wurden, weiß sie nicht genau.Es werden mindestens 15 000 gewesen sein.

Heute sind es allein 1400, und die Johanna Krefft GmbH macht über zehn Mill.DM Umsatz im Jahr."Nach der Maueröffnung stürmten die Frauen aus Ostdeutschland, die ihren Job verloren hatten, auf uns ein." Johanna Krefft hat Freude daran, deren Entwicklung mitzuerleben."Nach einem halben Jahr erkennen Sie die Leute nicht wieder.Die Arbeit gibt Selbstbewußtsein."

Nach 30 Jahren im Geschäft denkt die 68jährige jetzt langsam daran, in den Ruhestand zu gehen."Aber es ist sehr schwer, hier rauszugehen", sagt sie.Den Plan, ihren Alterssitz in der Lüneburger Heide zu nehmen, hat sie schon vor Jahren aufgegeben."Es ist sehr schön dort, aber diese ländlich-sittliche Lebensweise ist dann doch nichts für mich." Dann will sie endlich das Berliner Kulturangebot ausführlicher genießen.

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