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Wirtschaft: Zeit für den Wechsel

Wer seine Haftpflichtversicherung kündigen will, muss sich nun informieren. Die Beitragsunterschiede sind erheblich

Sind Sie Autofahrer? Läuft Ihre Haftpflichtversicherung zum Jahresende aus? Dann sollten Sie sich in den nächsten Tagen ein wenig Zeit nehmen und sich Gedanken über Ihre Autoversicherung machen. Denn bis zum 30. November müssen Sie Ihre alte Versicherung gekündigt haben, wenn Sie zum Jahresanfang mit einer günstigeren Gesellschaft unterwegs sein wollen.

Der Beitragsvergleich lohnt sich. In kaum einer anderen Versicherungssparte liegen teure und billige Anbieter so weit auseinander wie in der Autohaftpflicht. Das gilt besonders für junge Fahranfänger. Die Stiftung Warentest hat ausgerechnet: 4461 Euro im Jahr kann man sparen, wenn man beim günstigsten Autoversicherer, dem Direktversicherer Europa, abschließt. Von dem gesparten Geld könnte man sich locker einen Gebrauchtwagen leisten. Die erheblichen Preisunterschiede haben Methode: Viele Versicherungsgesellschaften wollen mit ihren hohen Prämien Fahranfänger abschrecken, weil diese statistisch gesehen besonders häufig in Unfälle verwickelt sind.

Solche taktischen Überlegungen der Versicherer machen Beitragsvergleiche für die Verbraucher schwierig. Denn Anbieter, die günstige Tarife für junge Leute anbieten, müssen nicht zwangsläufig auch die besten Adressen für ältere Autofahrer sein. Und was für Männer gilt, kann bei Frauen schon wieder ganz anders aussehen. So bieten einige Gesellschaften weiblichen Autofahrern besonders günstige Prämien an, weil Frauen hinterm Steuer entgegen landläufigen Vorurteilen deutlich sicherer fahren. Glaubt man der Statistik, verursachen Männer doppelt so viele Unfälle wie Frauen. 13 Versicherer honorieren dieses mit speziellen Frauen-Rabatten zugunsten weiblicher Autofahrer.

Wieviel man für die Kfz-Haftpflicht zahlen muss, hängt von mehreren Faktoren ab: dem Typ des Autos, dem Zulassungsbezirk und dem Fahrer. Jedes Jahr erstellt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ein neues Typklassenverzeichnis, in dem Sie nachschlagen können, ob Ihr Automodell als unfallträchtig oder als sicher gilt - mit entsprechenden Kosten für die Versicherung.

Dasselbe gilt für die sogenannte Regionalstatistik. Dort können Sie nachlesen, ob es in Ihrem Wohnort überdurchschnittlich viele Unfälle gibt oder nicht. Sicherster Ort der Bundesrepublik ist demnach der Kreis Elbe-Elster. Wer sein Auto hier zulässt, muss rund 20 Prozent weniger für seine Haftpflicht zahlen als bundesweit üblich ist. Berlin liegt dagegen über dem deutschen Mittelwert. Die aktuellen Typ- und Regionalklassen können Sie im Internet unter www.gdv.de abrufen.

Bankangestellte bevorzugt

Während die Typ- und Regionalstatistiken von den Versicherern im Wesentlichen inhaltsgleich angewendet werden, gibt es bei der Einstufung des einzelnen Kunden große Unterschiede, die sich in Euro und Cent niederschlagen. Zu den Lieblingen der Autoversicherer gehören ältere Bankangestellte oder Ingenieure, die mit ihrem Neuwagen nur wenige Kilometer im Jahr fahren, das Fahrzeug ansonsten in der Garage parken und niemand anderen hinter das Steuer lassen. Im Beitragsvergleich der Stiftung Warentest stellte sich heraus: Ein solcher Idealkunde kommt mit bescheidenen 57 Euro im Jahr für seine Haftpflichtversicherung aus, verglichen mit den 1876 Euro, die ein Fahranfänger bei der günstigsten Versicherung zahlen muss, ein Pappenstiel.

Mit günstigen Prämien belohnt werden häufig auch Familien mit Kindern. Denn auch sie gelten als vorsichtige Autofahrer. Beliebt sind auch Treuetarife, mit denen viele Unternehmen ihre Stammkunden bedenken. Besonders attraktiv wird die Versicherung für Kunden dann, wenn sie verschiedene Rabatte in ihrer Person vereinigen können. Dennoch sollte die Jagd nach Rabatten nicht zum Selbstzweck werden, rät die Stiftung Warentest. Sie empfiehlt als Faustregel, zwar Rabatte zu nutzen, sich von den Rabatten aber nicht zu teuren Anbietern locken zu lassen.

„Der Preis allein macht es nicht“, warnt Gabriele Francke von der Verbraucherzentrale Berlin. „Man sollte sich in jedem Fall die Versicherungsbedingungen vorher genau anschauen“. Denn verstößt man gegen die Regeln, kann das teuer werden. Lässt ein Versicherungsnehmer, der im Vertrag versprochen hat, das Auto stets selbst zu steuern, seine Frau oder seinen Sohn ans Steuer und kommt es zu einem Unfall, bittet ihn die Versicherung zur Kasse.

Auch die Einstufung des Zweitwagens in derselben Schadenfreiheitsrabatt-Kategorie wie der Erstwagen, die einige Versicherer als Schnäppchen anbieten, kann nach hinten losgehen. Dann nämlich, wenn die Versicherungsgesellschaft nach einem Unfall den Schadenfreiheitsrabatt für den Erstwagen kürzt und dieses automatisch auch für den Zweitwagen gilt. Dennoch können besonders Fahranfänger von der Zweitwagen-Regelung profitieren. Wenn sie das Auto von ihren Eltern als Zweitwagen anmelden lassen, werden statt eines Beitragssatzes von 230 Prozent in aller Regel nur 140 Prozent fällig.

Günstige Tarife für Anfänger

Günstige Tarife für Führerscheinneulinge bietet auch die neue ADAC-Autoversicherung. Dort starten Fahranfänger mit 125 Prozent Prämie, wenn sie im ersten Jahr ein Sicherheitstraining beim Automobilclub absolvieren. Eine Versicherung über die Eltern ist dann nicht nötig.

Der ADAC gehört zu den Neueinsteigern auf dem Markt. Während der Automobilclub früher nur Versicherungen anderer Anbieter an seine Kunden vermittelt hat, tritt er seit Oktober selber als Anbieter auf. Mit seinen früheren Partnern HDI und Huk Coburg hat sich der Autoclub überworfen, weil die Versicherer mit ihren günstigen Schutzbriefen in die Domäne der „gelben Engel“ eingedrungen sind. Zum Preis von nur sechs Euro bietet beispielsweise die Huk Coburg ihren Kunden als Zusatzangebot zur Autoversicherung eine preisgünstige Pannenhilfe. Die Notrufsäulen an den Autobahnen werden inzwischen vom Versicherungsverband betrieben. Wer liegen bleibt, kann sich an der Säule jetzt direkt mit seinem Versicherer in Verbindung setzen.

Rund 100 Anbieter, Tausende von Tarifen, Zehntausende von Rabattkombinationen – wer den Überblick behalten möchte, braucht Hilfe. Informieren kann man sich im Internet auf speziellen Websites, die einen individuellen Tarifvergleich anbieten (siehe nebenstehenden Artikel). Auch die Versicherungsunternehmen selbst bieten im Internet Interessenten die Möglichkeit, sich ihre Prämie ausrechnen zu lassen. Viele Versicherer, darunter auch die Huk Coburg, bieten ihre Tarife heute gar nicht mehr in gedruckter Form an, sondern berechnen die Prämie immer nur für den jeweiligen Einzelfall.

Die günstigste Versicherung und zwar sowohl Haftpflicht- als auch Kasko-, rechnet auch die Stiftung Warentest für Sie aus. Gegen eine Gebühr von 16 Euro können Sie eine individuelle Computeranalyse bestellen. Anforderungskupons gibt es in der aktuellen Ausgabe von Finanztest.

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