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Wirtschaft: Zementkonzerne wollen zusammen mischen

Heidelberger Zement will Readymix übernehmen/ Überkapazitäten in Deutschland bei 25 Prozent

Heidelberg / London (dpa/dr). Deutschlands größter Baustoffhersteller Heidelberger Zement will seinen Konkurrenten Readymix übernehmen. Das Unternehmen bestätigte am Mittwoch Sondierungsgespräche mit der Mutter von Readymix, dem britischen RCMKonzern. Dieser hatte in London mitgeteilt, Heidelberg-Zement habe unaufgefordert eine Offerte für das in Ratingen ansässige Unternehmen vorgelegt.

Heidelberger Zement hatte bereits wiederholt angekündigt, Konkurrenten zur Marktbereinigung übernehmen zu wollen. Der Ratinger Spezialist für Transportbeton und Zement würde aber auch in das Produktportfolio des Baustoffherstellers passen, sagte ein Sprecher der Heidelberger. Angaben zum gebotenen Preis machte er nicht. Allerdings hatte Readymix-Vorstandschef Stephan Brock den Buchwert im vergangenen Jahr noch auf rund eine Milliarde Euro taxiert.

Gemeinsam mit Partnern betreibt Readymix Transportbetonanlagen an rund 250 Standorten sowie 58 Kies- und Splittwerke, sechs Zementwerke und insgesamt 20 Fertigungen für Betonbauteile und Trockenbaustoffe. Im vergangenen Jahr konnte ein Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro erzielt werden. Readymix verfügt über Zementkapazitäten von rund sechs Millionen Tonnen – bei einem Gesamtmarkt von etwa 30 Millionen Tonnen.

Das wichtigste Zementwerk liegt in Rüdersdorf bei Berlin. Seit 1990 wurden dort rund 600 Millionen Euro investiert, sagte der Rüdersdorfer Geschäftsführer, Eric Wittmann, dem Tagesspiegel. Beschäftigt werden dort derzeit etwa 340 Mitarbeiter im Werk, weitere 60 in der Spedition.

Doch die Lage auf dem deutschen Markt – insbesondere auf dem schwachen ostdeutschen Markt – ist schlecht. Analysten sprechen von Überkapazitäten am deutschen Betonmarkt von rund 25 Prozent. Selbst bei Zement ist die Nachfrage deutlich rückläufig. Readymix hat schon mehrfach für Aufregung gesorgt und die Branche mit Preiskämpfen gegen sich aufgebracht. Darunter litt allerdings auch die eigene Bilanz. Im vergangenen Jahr soll operativ ein Verlust erwirtschaftet worden sein.

Die „Welt“ berichtete am Mittwoch, Heidelberger Zement wolle nach der Übernahme das Ratinger Unternehmen zerschlagen. Später sei angeblich der Verkauf der Vermögenswerte von Readymix an Heidelberg-Zement und den Züricher Zementkonzern Holcim geplant. Der Rest der Ratinger Firma solle in die Insolvenz geschickt werden. Holcim erklärte unterdessen, nicht an Teilen von Readymix interessiert zu sein. Ein Sprecher bestätigte jedoch, dass Investmentgesellschaften Holcim angesprochen hätten. Branchenkenner sprechen davon, dass Holcim durchaus an einem Standbein in Deutschland interessiert sei – allerdings auf dem westdeutschen Markt.

Die Übernahme durch Heidelberger Zement müsste zudem vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Dort lag am Mittwoch kein Antrag auf Genehmigung der Übernahme vor. Beim Kartellamt ist die deutsche Zementindustrie keine Unbekannte. In einem Kartellverfahren war 1999 die Rekordstrafe von 660 Millionen Euro verhängt worden. Den höchsten Bescheid erhielt Marktführer Heidelberger Zement mit 251,5 Millionen Euro. Dagegen hat das Unternehmen Einspruch eingelegt. Auch Readymix wurde mit einer Geldbuße von rund zwölf Millionen Euro belegt. Die Verantwortlichen hatten dem Bundeskartellamt über die Umtriebe in der Branche berichtet und deshalb von einer Bonusregelung profitiert.

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