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Wirtschaft: Zitterpartie für Ericsson und Nokia

Anleger, die sich bei den Chip- und Handy-Produzenten Motorola, Ericsson oder Nokia engagieren wollen, brauchen derzeit starke Nerven. Die Zeiten, in denen die Umsätze und Gewinne dieser Unternehmen fast automatisch wuchsen, scheinen vorerst vorbei.

Anleger, die sich bei den Chip- und Handy-Produzenten Motorola, Ericsson oder Nokia engagieren wollen, brauchen derzeit starke Nerven. Die Zeiten, in denen die Umsätze und Gewinne dieser Unternehmen fast automatisch wuchsen, scheinen vorerst vorbei.

Der Konzern Motorola gibt sich zuersichtlich, doch Geduld ist angesagt. Motorola rechnet nach Verlusten im vierten Quartal 2001 für die zweite Hälfte dieses Jahres mit der Rückkehr in die Gewinnzone. Wie der weltweit zweitgrößte Produzent von Mobiltelefonen aus Schaumburg/Illinois am Dienstag nach Börsenschluss mitteilte, wurde für das vierte Quartal ein Bilanzverlust in Höhe von 1,24 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) ausgewiesen im Vergleich zu einem Nettogewinn von 135 Millionen Dollar in der entsprechenden Vorjahresperiode. Der Umsatz fiel um 27 Prozent auf 7,32 (Vorjahr 10,1) Milliarden Dollar.

Konzernchef Christopher B. Galvin erwartet zwar im ersten Halbjahr noch Verluste, rechnet aber damit, "in der zweiten Hälfte des Jahres in die Gewinnzone zurückzukehren". Im Gesamtjahr werde Motorola profitabel sein, wenn es keine unvorhergesehenen Störungen gebe.

An der Wall Street ging die Aktie am Dienstag mit minus fünf Prozent bei 13,53 Dollar aus dem Handel. Im Verlauf der vergangenen 52 Wochen hatte der Kurs einen Höchststand von 23,44 Dollar und einen Tiefststand von 11,50 Dollar erreicht.

Wie Motorola leidet auch der Konkurrent Ericsson unter der schwachen Nachfrage nach Handys. Schwedens größter Konzern, der Telekommunikationsriese Ericsson, wird am Freitag den voraussichtlich höchsten Verlust in der Unternehmensgeschichte präsentieren. Nach einer Umfrage in Stockholm rechnen die meisten Analysten mit einem Jahresverlust vor Steuern von rund 29,8 Milliarden Kronen (3,2 Milliarden Euro). Im Jahr 2000 hatte der Telekommunikationskonzern noch einen Vorsteuergewinn von etwa 28 Milliarden Kronen ausgewiesen. Die von der Wirtschaftsnachrichtenagentur Direkt befragten 28 Analysten gehen auch bei der Umsatzentwicklung von einem Rückgang aus: Statt 273,6 Milliarden Kronen im Jahr 2000 schätzen sie für das vergangene Jahr die Einnahmen auf 228 Milliarden Kronen.

Der Kurs der Aktie ist seit Anfang des Jahres um 15 Prozent gesunken, nachdem er 2001 bereits um 45 Prozent gefallen war. Am Mittwochnachmittag notierte das Papier in Stockholm bei knapp 47 Kronen. "Mittelfristig glauben wir dennoch, dass sich Ericsson dank seiner starken Stellung bei Mobilfunksystemen positiv entwickeln kann", versucht Telekommunikationsanalyst Hakan Wranne von Fischer Partners in Stockholm den Investoren Mut zu machen. Er hält an der Kaufempfehlung für Ericsson fest und hat das Kursziel für die kommenden 12 Monate auf 75 Kronen festgelegt.

Doch Ericsson leidet auch unter der verhaltenen Investitionsbereitschaft großer Telekom-Konzerne. Die hatten sich nach den milliardenteuren UMTS-Lizenz-Auktionen kräftig überhoben. "Natürlich ist Ericsson direkt davon betroffen, wenn Konzerne ihren UMTS-Start verzögern", erklärt Johann Strandberg, Telekom-Analyst der Deutsche Bank Securities in Stockholm. Beunruhigt zeigt er sich auch über die Verluste in Lateinamerika. "Wir rechnen damit, dass Ericsson rund zwei Milliarden Kronen für diese Region reservieren muss, womit der Verlust im vierten Quartal 2001 auf rund sechs Milliarden Kronen wachsen könnte".

Einig sind sich die Experten, dass die Zeiten zweistelliger Zuwachsraten bei Handys zunächst einmal vorbei sind. Davon ist Nokia aus Finnland betroffen, das am heutigen Donnerstag Zahlen vorlegt. Der Weltmarktanteil der Finnen beträgt rund 35 Prozent. Für dieses Jahr hatte Nokia im November den weltweiten Handymarkt auf 420 bis 440 Millionen verkaufter Einheiten beziffert "Wir werden genau auf den Ausblick für dieses Jahr schauen. Wird die Prognose revidiert?" fragt Wranne. "Das Risiko einer Enttäuschung in der Handy-Sparte schließe ich nicht aus". Das Kursziel für die kommenden zwölf Monate hat Fischer Partners deshalb bei nur 210 Kronen (rund 22,65 Euro) festgesetzt - er liegt damit deutlich unter dem gegenwärtigen Kurs. Solange der UMTS-Markt nicht richtig in Gang kommt, wird die Unsicherheit nach Einschätzung der meisten Analysten noch anhalten.

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