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Wirtschaft: "Zu wenig Reformbereitschaft" - Der Bonner Ökonom Neumann über die europäische Währung und gerechte Kurse

Manfred Neumann ist Professor in Bonn und Beiratsvorsitzender beim Bundesministerium für Wirtschaft. Mit ihm sprach Martina OhmHerr Neumann, seit Jahresanfang hat der Euro gegenüber dem Dollar etwa 13 Prozent verloren.

Manfred Neumann ist Professor in Bonn und Beiratsvorsitzender beim Bundesministerium für Wirtschaft. Mit ihm sprach Martina Ohm

Herr Neumann, seit Jahresanfang hat der Euro gegenüber dem Dollar etwa 13 Prozent verloren. Steht die Glaubwürdigkeit auf dem Spiel?

Die Glaubwürdigkeit des Euro lässt sich nicht am Außenwert messen. Problematisch ist vielmehr, dass die Geldmenge so stark wächst. Statt 4,5 Prozent liegt das Geldmengenwachstum bei über sechs Prozent. Das eröffnet Spielraum für einen Anstieg der Inflationsrate von etwa einem Prozentpunkt.

Droht den Europäern eine Weichwährung?

Zurzeit sieht es nicht gut aus. Das Konzept der Europäischen Zentralbank ist unklar, und die Geldmengenpolitik in Euroland erweist sich als zu großzügig.

Woran krankt der Euro?

Die europäischen Volkswirtschaften zeigen zu wenig Reformbereitschaft.

Liegt das nur an der Politik?

Es liegt zuallererst an der Politik, die Reformen will, aber nicht vorwärts kommt.

Ist der Euro nur so schwach, weil der Dollar so stark ist?

Nein, der Euro ist auch gegenüber den anderen Währungen vergleichsweise schwach.

Sollte die Notenbank intervenieren?

Nein. Sie würde zum Spielball der Spekulation. Sehr wahrscheinlich würde sich dadurch der Abwärtsdruck nur verstärken.

Ist die Tendenz nach unten nicht nur eine Normalisierung nach dem starken Antritt zu Jahresanfang?

Nein, denn in der Langzeitbetrachtung liegt der Wechselkurs zum Dollar zurzeit um sechs Prozent unter dem langjährigen Durchschnittswert.

Überwiegen die Vorteile einer schwachen Währung nicht die Nachteile?

Nein. Die Vorteile einer schwachen Währung sind nur von vorübergehender Natur. Beispiel Export. Ein schwacher Kurs begünstigt die Ausfuhr. Doch andererseits erhöht sich die Gefahr einer importierten Inflation.

Gibt es einen gerechten oder einen optimalen Wechselkurs?

Es gibt keinen gerechten Kurs, so wie es keinen gerechten Zinssatz oder gerechten Brotpreis gibt. Optimal wäre ein Kurs, wenn er sich als langfristig richtiger fundamentaler Kurs erwiese. Das heißt: Der Wechselkurs müsste die Wachstumschancen und die Inflationsrisiken Eurolands im Vergleich zum Ausland richtig abbilden.

Herr Neumann[seit Jahresanfang hat der Euro gegen]

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