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Helmut Schmidt bei seiner Vereidigung als Bundeskanzler.

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Zum Tod von Helmut Schmidt: Wegbereiter des Euro

Helmut Schmidt war nicht nur Politiker, sondern auch Ökonom. Mit Wirtschaft kannte er sich aus und nutzte sein Wissen - auch auf internationaler Ebene.

Er war Verteidigungsminister und Bundeskanzler, für eine kurze Zeit aber auch in Personalunion Wirtschafts- und Finanzminister: Der am Dienstag verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt hat sich zu Lebzeiten nicht nur innen- und außenpolitisch einen Namen gemacht. Feinde wie Freunde rühmten den Diplom-Volkswirt und Staatswissenschaftler zeitlebens auch für seinen großen ökonomischen Sachverstand – und seine Stärke in wirtschaftlichen Krisenzeiten.

Schmidt musste sich mit den Folgen der Ölkrise auseinandersetzen

Und die gab es in Schmidts Regierungszeit: So mussten sich der Kanzler und sein Kabinett mit den Auswirkungen der durch einen Lieferboykott der arabischen Staaten bereits im Herbst 1973 ausgelösten Ölkrise auseinandersetzen. Das Embargo ließ nicht nur die Preise und die Arbeitslosigkeit im Land massiv ansteigen, sondern führte zugleich zu einem drastischen Rückgang der Produktion am Bau, in der Bekleidungs- und Textilindustrie sowie der für Deutschland so wichtigen Autoindustrie.

Der Kanzler folgte dem Konzept von John Maynard Keynes

Hatte Schmidt in einer Regierungserklärung bei seinem Amtsantritt im Mai 1974 noch davon gesprochen, an der bisherigen Wirtschafts- und Finanzpolitik festzuhalten und vor allem die Arbeitslosigkeit und die Inflation bekämpfen zu wollen, entschloss sich Kanzler Schmidt infolge eines immer rückläufigeren Wachstums zu einer wirtschaftspolitischen Kehrtwende und verabschiedete ein „Konjunkturstützungsprogramm zur Belebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage“. Damit folgte Schmidt im Wesentlichen einem Konzept des englischen Nationalökonomen John Maynard Keynes, um die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und den privaten Konsum anzukurbeln.

Schmidt legte den Grundstein für die Einführung einer europäischen Währung

Auf internationaler Ebene setzte Schmidt auf Kooperation, um Währungsprobleme und andere weltwirtschaftliche Herausforderungen zu meistern. Zusammen mit dem damaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing hob der deutsche Bundeskanzler 1975 außerdem den Weltwirtschaftsgipfel aus der Taufe. Das Treffen sollte den sieben wichtigsten Wirtschaftsmächten als Gesprächsforum dienen. Auch den wirtschaftspolitisch bedeutendsten Schritt seiner Regierungszeit leitete Schmidt gemeinsam mit seinem Freund Giscard d’Estaing in die Wege: die Einführung des Europäischen Währungssystems und der Europäischen Währungseinheit (ECU) zum 1. Januar 1979, aus denen später die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion und der Euro hervorgehen sollten.

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