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Wirtschaft: Zunächst führt Zetsche Mercedes

Kein endgültiger Cordes-Nachfolger in Sicht / Fonds kritisieren Optionsdeals

Frankfurt am Main Der kommende Daimler-Chrysler-Boss Dieter Zetsche wird noch vor der Automesse IAA Mitte September übergangsweise auch zum Mercedes-Chef berufen. Nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen gilt diese Spitzenpersonalie im Führungszirkel inzwischen als beschlossene Sache. Das Kontrollgremium will auf diese Weise mehr Zeit gewinnen, um in Ruhe nach einem Nachfolger für Mercedes-Chef Eckhard Cordes zu suchen. Es gebe derzeit keinen Favoriten, hieß es aus Unternehmenskreisen. Ein Daimler-Sprecher wollte dies nicht kommentieren.

Ein ähnliches Modell hatte Daimler bereits beim Wechsel des neuen Finanzchefs Bodo Uebber Ende vergangenen Jahres aus der Sparte Daimler-Chrysler Services angewandt. Uebber blieb nach der Ankündigung zunächst weiter für die Finanzdienstleistungen verantwortlich, und erst ein paar Monate später wurde mit Jürgen Walker ein Nachfolger berufen. Zetsche muss damit früher als erwartet in die Pflicht.

Cordes hatte in der vorletzten Woche um die Auflösung seines Vertrages gebeten, nachdem Daimler-Chef Jürgen Schrempp sein vorzeitiges Ausscheiden zum Ende des Jahres und den bisherigen Chrysler-Boss Zetsche als seinen Nachfolger angekündigt hatte.

Trotz öffentlicher Kritik und Spekulationen über mögliche Probleme im Konzern finden die massiven Aktienverkäufe des Führungspersonals kein Ende. Insgesamt lösten nach dem spektakulären Aktiendeal von Cordes weitere zehn Topmanager von Daimler einen Teil ihrer Optionen ein. Die Manager erzielten dabei nach Handelsblatt-Berechnungen einen Gesamtgewinn von rund 3,2 Millionen Euro. Daimler hatte das Aktienoptionsprogramm nach heftiger Kritik mit Wirkung zum Jahresbeginn 2005 gekippt. Zuvor ausgegebene Optionen gelten aber weiter.

Großinvestoren kritisierten die Verkäufe. „Beim zeitgleichen Abgang von Schrempp bleibt da ein Geschmäckle“, befindet Klaus Schrüfer, Leiter Anlagestrategie beim Daimler-Aktionär SEB Invest. Das Optionsprogramm droht sich für Unternehmen zu einer kostspieligen Angelegenheit zu entwickeln. Machen die Manager in vollem Umfang allein von ihren Optionen für 2003 Gebrauch, müsste Daimler über 55 Millionen Euro zahlen. „Das Programm an sich ist das Problem“, kritisierte auch Rolf Drees von Union Investment. SEB und Union halten zusammen rund 16,5 Millionen Daimler-Aktien. Kritik kam auch von der DWS, Fondstochter des Großaktionärs Deutsche Bank. hz/hea/HB

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