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Zusammenwuchs: Bosch setzt auf Brandenburger Sonne

Der weltgrößte Autozulieferer Bosch stärkt sein Solargeschäft. Nachdem Bosch Ende 2008 bereits den Erfurter Solarzellenhersteller Ersol übernommen hatte, gab das Unternehmen am Montag bekannt, die Mehrheit an der Aleo Solar AG aus Prenzlau übernehmen zu wollen.

Über Aleo sichert sich Bosch zudem Anteile an der Johanna Solar Technology GmbH aus Brandenburg an der Havel, die moderne Dünnschicht-Module fertigt. Der Stuttgarter Stiftungskonzern hat sich bereits 40 Prozent an Aleo vertraglich gesichert. Den übrigen Aktionären bietet Bosch neun Euro je Aktie, das sind 43 Prozent mehr als der Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Bedingung ist aber, dass Bosch am Ende mindestens 75 Prozent an Aleo übernehmen kann. Das Geschäft wird Bosch rund 120 Millionen Euro kosten, das Kartellamt muss noch zustimmen.

„Mit dem Erwerb stärken wir unsere Position in der Photovoltaik und im Bereich der regenerativen Energien“, sagte der stellvertretende Bosch-Chef Siegfried Dais in Stuttgart. Mit diesem Schritt schließt Bosch eine Lücke in der Wertschöpfungskette, die von der Produktion der Basiskomponenten (Silizium-Wafer) bis zum Vertrieb der Module reicht, und rückt in die Liga der führenden Solarunternehmen auf. Bosch treibt zudem die Konsolidierung der zersplitterten Branche voran: Viele Experten hatten zuletzt die Vermutung geäußert, dass nicht alle der meist mittelständischen deutschen Solarunternehmen die Krise überstehen werden. Zuletzt war der Preisdruck auf die Produzenten weiter gestiegen, da immer mehr günstig produzierte Module aus Asien auf den Markt gelangen.

Die Nachricht stärkt die Hauptstadtregion, wo 35 Prozent aller deutschen Modulhersteller sitzen. Aleo, dessen Verwaltung allerdings im niedersächsischen Oldenburg sitzt, betreibt sein Hauptwerk in Prenzlau in der Uckermark, beschäftigt insgesamt 800 Mitarbeiter und will 2009 rund 380 Millionen Euro Umsatz machen. Johanna beschäftigt in Brandenburg 125 Mitarbeiter. Beide Unternehmen

begrüßten den Einstieg von Bosch.

Die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) hatte Aleo von 2001 bis 2007 insgesamt 10,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Johanna Solar erhielt 2006 einmal 20 Millionen Euro. Bei der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) ist man zufrieden: „Für uns ist diese Investition von Bosch ein Gütesiegel“, sagte ZAB-Sprecher Carsten Bayer.

Auch die Börse bewertete den Schritt positiv. „Das schafft Vertrauen in erneuerbare Energien, wenn jemand wie Bosch in einem eigentlich schrumpfenden Markt investiert“, zitierte die Agentur Reuters einen Händler. Für WestLB-Analystin Katharina Cholewa ist jetzt die Berliner Solon AG die nächste Übernahmekandidatin. Solon-Anteilsscheine stiegen am Montag um mehr als acht Prozent auf elf Euro und führten die Gewinnerliste im Technologie-Index Tec-Dax an. Kevin P. Hoffmann

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