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Wirtschaft: Zwangsrabatte drücken Pharmagewinne

Arzneimittelkonzerne spüren Gesundheitsreform

Frankfurt am Main - Die international tätigen Arzneimittelhersteller müssen sich auf ein schwierigeres Deutschland- Geschäft einstellen. Die Reformpläne des neuen Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler (FDP) dürften nach Einschätzung von Branchenkennern einige schmerzhafte Spuren in den Ertragsrechnungen der Konzerne hinterlassen, zumindest bei den deutschen Vertriebseinheiten und Tochtergesellschaften.

Konkrete Belastungen zeichnen sich vor allem durch die geplante Erhöhung des Zwangsrabatts von sechs auf 16 Prozent für all jene Medikamente ab, für die bislang keine Erstattungshöchstbeträge (Festbeträge) gelten. Nach Schätzung der Marktforscher von IMS Health betrifft das etwa 60 Prozent des Arzneimittelmarktes von 27 Milliarden Euro, der von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird. IMS-Experten erwarten, dass aus den zusätzlichen Zwangsrabatten Umsatzeinbußen von etwa 1,3 Milliarden Euro für die Branche resultieren könnten.

Für die Gesamtergebnisse der meisten Großkonzerne dürften die Einschnitte aber nur untergeordnete Bedeutung haben. Denn bei diesen meist stark globalisierten Pharmaunternehmen liegt der Anteil des Deutschland-Geschäfts fast durchweg bei deutlich weniger als zehn Prozent. Tendenziell hat die Bedeutung des deutschen Marktes im Laufe der letzten zehn Jahre eher abgenommen.

Die führenden 20 Unternehmen der Branche dürften im vergangenen Jahr zusammen einen Betriebsgewinn von umgerechnet rund 120 Milliarden Euro gemacht haben. Soweit man eine branchentypische operative Gewinnmarge von 25 Prozent unterstellt, wurden davon schätzungsweise sechs Milliarden Euro in Deutschland erwirtschaftet. Röslers Rabattpläne bedrohen so knapp ein Viertel der Deutschland-Erträge und etwa ein Prozent der globalen Betriebsgewinne.

Analysten von JP Morgan sehen die belgische Pharmagruppe UCB am stärksten betroffen, gefolgt von der Merck KGaA. Bei Bayer und Merck werden vor allem die Umsätze der Multiple-Sklerose-Medikamente Betaferon und Rebif sowie das Geschäft mit innovativen Krebsmitteln wie Nexavar und Erbitux von möglichen Zwangsrabatten getroffen. shf (HB)

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