zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Zweifel an Telekom-Fusion werden wieder lauter

WASHINGTON/FRANKFURT (Tsp/rtr).Die Bundesregierung hat bekräftigt, daß sie Forderungen Italiens nach einer rascheren Privatisierung der Deutschen Telekom nicht nachkommen wird.

WASHINGTON/FRANKFURT (Tsp/rtr).Die Bundesregierung hat bekräftigt, daß sie Forderungen Italiens nach einer rascheren Privatisierung der Deutschen Telekom nicht nachkommen wird.Bundesfinanzminister Hans Eichel erklärte am Montag abend in Washington, die Regierung habe bewiesen, daß sie als Mehrheitsaktionär keinen Einfluß auf die Geschäftspolitik des Unternehmens nehme.Ein Gespräch mit dem italienischen Schatzamtsminister Carlo Azeglio Ciampi wird nach Ciampis Angaben nicht vor Mittwoch stattfinden.An der Börse in Frankfurt (Main) wurden unterdessen Zweifel am Zustandekommen der Fusion laut.

Eichel sagte am Rande der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank, er wisse, daß es in Italien Vorbehalte gegen eine Fusion der Telecom Italia mit dem "Staatskonzern" Deutsche Telekom gebe.Der Bund ist noch mit 72 Prozent an der Telekom beteiligt und darf weitere Anteile frühestens ab 2000 verkaufen.Die italienische Regierung hält nur noch 3,4 Prozent der Anteile an der Telecom Italia, besitzt aber ein Veto-Recht gegen einen Eigentümer-Wechsel.Kommt die Fusion zustande, würde der Bund zunächst 40 Prozent der Anteile der neuen Gesellschaft halten.Es könne nicht sein, daß die Bundesregierung mit einem rascheren Verkauf ihrer Anteile den Kurs der Telekom-Aktie drücke und so weniger erlöse, sagte Eichel.Das würde bedeuten, daß der Staat öffentliches Eigentum verschleudere.

An der Frankfurter Börse legte der Kurs der Telekom-Aktie am Dienstag vormittag zeitweise um 3,5 Prozent zu.Händler erklärten, dies hänge mit Spekulationen zusammen, wonach die Telekom-Fusion gefährdet sei.Es werde die Möglichkeit gesehen, daß die Regierung in Rom den Zusammenschluß blockiere.Zudem sei das Übernahmeangebot des Olivetti-Konzerns für Telecom Italia durchaus attraktiv.Auch gebe es Vorbehalte unter italienischen Investoren, die Kontrolle des neuen Unternehmens an Bonn abzugeben.Zudem, sagten Händler, könnte die Fusion die Gewinne der Deutschen Telekom auf zwei oder drei Jahre hinaus belasten.

Unterdessen wurde unter Finanzfachleuten Skepsis an der Bewertung beider Unternehmen im Zuge der Fusion laut, die über einen Aktientausch angewickelt werden soll.Die Bewertung je Telecom-Italia-Aktie sei zunächst mit zwölf Euro angegeben worden.Unter Berücksichtigung von Verwässerungseffekten dürfte sich tatsächlich aber eher ein Wert von elf Euro ergeben.Für die Aktie der Deutschen Telekom ergäbe sich danach auf der Basis aktueller Kurse eine Bewertung von etwa 32 Euro, hieß es in Bankenkreisen in Mailand.Damit wäre das Olivetti-Angebot von 11,50 Euro je Telecom-Italia-Aktie höher.Die Telecom-Italia-Eigner können von 30.April bis 21.Mai auf das Olivetti-Angebot eingehen, wobei eine Verlängerung der Frist unter Umständen möglich ist.

Als "völlig unbegründet" wies Telecom-Italia-Chef Franco Bernabe in einem Interview mit der Zeitung "Il Sole 24 Ore" Befürchtungen zurück, die Deutsche Telekom werde sich Telekom Italia einverleiben.Der neue Konzern werde das erste "paneuropäische Unternehmen" sein.Telekom-Chef Ron Sommer schloß in dem Interview weitere Zukäufe nicht aus."Bei der Bilanz von Deutsche Telekom-Telecom Italia ist kein Unternehmen der Welt zu groß für unsere Ziele", sagte er.Es sei aber auch klar, daß für die Fusion die Unterstützung der Regierungen in Bonn und Rom erforderlich sei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false