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Wirtschaft: Zwickels unendliche Suche nach Kandidaten

Der IG-Metall-Chef wollte am Freitag seine Kandidaten für die neue Gewerkschaftsspitze vorstellen. Er fand keine

Berlin (uwe). Überraschend hat IG MetallGewerkschaftschef Klaus Zwickel am Freitag einen Termin abgesagt, bei dem er seine Vorstellungen zu Neubesetzung der Gewerkschaftsspitze vorstellen wollte. Der Tagesspiegel erfuhr aus Gewerkschaftskreisen, dass es Zwickel bis zum Freitagmorgen nicht gelang, ein Tandem aus zwei IG-Metall-Funktionären zu bilden, das er bei der Vorstandssitzung am kommenden Mittwoch zur Wahl hätte stellen können. Die Gespräche würden über das Wochenende fortgesetzt, hieß es.

Mit dieser Verschiebung ist die Verwirrung um die Neubesetzung des total zerstritenen Vorstandes der Gewerkschaft noch einmal größer geworden. Am kommenden Mittwoch will der 41-köpfige Vorstand der Gewerkschaft zusammentreten, um den vorgezogenen Gewerkschaftstag Ende August vorzubereiten. Vorstandsmitglieder hatten im Vorfeld die Erwartung geäußert, dass am Mittwoch auch über Kandidaten entschieden werden soll, die dem Gewerkschaftstag zur Wahl empfohlen werden können.

Führende Gewerkschafter äußerten sich zuversichtlich, dass es Zwickel über das Wochenende gelingen wird, eine neue Führungsspitze zu finden, die bereit ist, gegen den zweiten Vorsitzenden der Metallgewerkschaft, Jürgen Peters, anzutreten. Peters, der gewerkschaftsintern als Vertreter des linken Flügels gilt, hat angekündigt, auf jeden Fall antreten zu wollen. Er werde sich dem Gewerkschaftstag stellen, wenn es darum gehe, die Verantwortung für den gescheiterten Streik um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland zu klären, hatte Peters gesagt.

Über die Tarifauseinandersetzung in Ostdeutschland und den Abbruch des Streiks war zwischen Klaus Zwickel und Jürgen Peters Anfang Juli ein offener Streit ausgebrochen. Zwickel hatte Peters vorgeworfen, den Vorstand der Gewerkschaft gestäuscht zu haben. Peters hatte sich wiederum über die mangelnde Loyalität Zwickels ihm gegenüber beklagt.

Inzwischen verlangen auch die Mitglieder der Metallgewerkschaft, dass die jetzige Führung die Konsequenzen aus dem Desaster für die Gewerkschaft zieht und abtritt. 95 Prozent der IG Metall-Mitglieder beim Autobauer Opel, die an einer Befragung zum Zustand der Gewerkschaft teilnahmen, haben den Rücktritt gefordert. Weder Klaus Zwickel noch Jürgen Peters seien in der Lage, die IG Metall aus ihrer Krise zu führen, entschieden die Opel-Beschäftigten.

Inzwischen wachsen offenbar auch beim Reformflügel der Gewerkschaft die Bedenken gegen das Krisenmanagement des Vorsitzenden. Führende IG-Metaller des Bezirks Baden-Württemberg, aus dem Bezirksleiter Berthold Huber stammt, hatten sich entgeistert über Zwickels ursprüngliche Absicht geäußert, bereits an diesem Freitag Namen zu nennen. Huber gilt nach wie vor als Favorit Zwickels. Wie der Tagesspiegel erfuhr, bemüht sich Zwickel immer noch darum, Huber zu einer Kandidatur zu bewegen.

Aus anderen Bezirken kommt die Kritik, dass Zwickel zwar ständig mit allen rede, die Sache aber eigentlich im Alleingang zu managen versuche. Ein Vorsitzender, der nur noch sechs Wochen im Amt sei, habe aber nicht mehr genügend Autoriät, um seine Nachfolge überzeugend und mehrheitsfähig zu regeln, hieß es. „Wenn Zwickel nicht aufpasst, kriegt er am Mittwoch wieder eins auf die Mütze“, sagte einer der Metall-Funktionäre dieser Zeitung. Bereits im Mai war Zwickel im Vorstand abgeblitzt, als er Huber zum Kandidaten für den Vorsitz der Gewerkschaft machen wollte. Damals hatte sich Jürgen Peters durchgesetzt. Insgesamt sei man zuversichtlich, dass es bis zum kommenden Mittwoch wenigstens einen Personalvorschlag des Reformflügels geben werde, hieß es. Ob der allerdings dann im Vorstand eine Mehrheit gegen Jürgen Peters finden werde, sei nach wie vor völlig ungewiss.

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