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Aha: Warum hat man Mundgeruch?

Das Thema ist tabu und doch in aller Munde. Denn wer ist nicht schon einmal am Morgen mit trockenem Mund und klebriger Zunge aufgewacht und mit dem leisen Verdacht, üble Gerüche auszuströmen?

Kann man’s wissen? Wir können uns ja selbst kaum riechen. Und so leiden viele Menschen unter Halitophobie, greifen aus Furcht vor Mundgeruch zum Mundwässerchen und bleiben Partys am liebsten fern. Knoblauch? Ausgeschlossen!

Der Niederländer Antoni van Leeuwenhoek brachte Ende des 17. Jahrhunderts frischen Wind in die Oralmedizin. „In meinem Mund gibt es mehr Lebewesen als Menschen in den Niederlanden“, stellte er beim Blick durchs Mikroskop fest. Das war, wie wir heute wissen, schamvoll untertrieben. Ein Milliliter Flüssigkeit aus dem Mundraum enthält bis zu eine Milliarde Mikroorganismen. Mehr als 500 verschiedene Arten wurden darin gefunden. Sie tummeln sich auf Zunge, Zahnfleischrand und in Zahnzwischenräumen.

Dem Laien bleibt angesichts solcher Zahlen die Spucke weg. Der Fachmann weiß, dass diese Normalflora ein Stimulus für unser Immunsystem ist. Sie stellt zudem eine Barriere dar, die uns vor Krankheitserregern schützt. Das Ökosystem kann jedoch aus der Balance geraten.

„In der Nacht werden alle Organfunktionen gedrosselt, auch die der Speicheldrüsen“, sagt Andreas Filippi vom Uniklinikum für Zahnmedizin in Basel. Während wir tagsüber bis zu anderthalb Liter Speichel produzieren, der Bakterien und ihre Abbauprodukte wegspült, ist der nächtliche Strom gering, der Speichel selbst zäh. „Der Spüleffekt fällt weg.“ Bei Menschen, die nachts durch den Mund atmen, wird die Mundhöhle noch trockener.

Unter diesen Umständen gedeihen Bakterien insbesondere im hinteren Abschnitt der Zunge bestens. Sie erzeugen Schwefelverbindungen und Stoffe wie Cadaverin oder Putrescin, die fremde Nasen beleidigen. Ein Frühstück schafft Abhilfe: Getränke und Speisen reinigen den Zungenrücken, der üble Geruch verschwindet.

Wer auch tagsüber unter Mundgeruch leidet, sollte die Ursache dafür ebenfalls nicht im Magen suchen. „90 Prozent des pathologischen Mundgeruchs kommen direkt aus dem Mund“, sagt Filippi. Bei vielen Menschen mit Mundgeruch sei der Zungenbelag dicker, die Bakteriendichte höher. Die Zusammensetzung dieses Biofilms hängt unter anderem von den Ernährungsgewohnheiten und der Pflege ab. Neben gründlicher Zahnpflege kann eine regelmäßige Zungenreinigung hilfreich sein. Und zahnärztlicher Rat. 

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