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AIDS: Anti-HIV-Gel versagt in Testreihe

Das erste Anti-HIV-Mikrobizid, das alle klinischen Tests durchlaufen hat, erweist sich als ineffektiv.

Carraguard, das erste Anti-HIV-Mikrobizid, das alle drei Testphasen durchlaufen hat, ist nicht in der Lage, die Übertragung von HIV zu verhindern.

Das aus Algen gewonnene mikrobizide Vaginalgel wurde an 6.202 Frauen in Südafrika getestet. Die Hälfte der Frauen erhielt Carraguard, die andere Hälfte ein Plazebo. Alle bekamen Kondome. Im Verlauf der Testreihe registrierten die Wissenschaftler 134 Neuinfektionen in der Carraguard-Gruppe gegenüber 151 in der Plazebo-Gruppe, der Unterscheid ist jedoch statistisch nicht signifikant.

"Die Ergebnisse sind, was sie sind. Das Gel wirkt nicht", sagt Alana de Kock, an der Universität Kapstadt für die Testreihe verantwortlich. Die Testreihen wurden vom Population Council organisiert und durchgeführt, einer Non-Profit-Organisation mit Sitz in New York.

Die Ergebnisse fügen sich in die schlechten Nachrichten über mikrobizide Gels ein, von denen kürzlich fünf in klinische Testreihen aufgenommen wurden. Der Test einer Komponente mit der Bezeichnung Zellulosesulfat, durchgeführt vom Contraceptive Research and Development Programme (CONRAD), einer Non-Profit-Forschungsorganisation in Arlington, Virginia, wurde im letzten Jahr gestoppt, nachdem ein leichter Anstieg der Übertragungsrate zu verzeichnen war. Präventionstests mit einer C31G genannten Substanz wurden bereits 2004 eingestellt.

Zwei weitere Testreihen mit unterschiedlichen Wirkstoffen verblieben: PRO 2000, entwickelt von Indevus Pharmaceuticals in Lexington, Massachusetts, und BufferGel von ReProtect in Baltimore, Maryland. Ein Teil der Präventionstests für PRO 2000 wurde ebenfalls gestoppt, nachdem erste Arbeiten darauf hindeuteten, dass es ineffektiv sein würde.

Frühe Verheißung

Carraguard, das das natürliche Algenderivat Carrageenan enthält, erbrachte in frühen Labor- und Tiertestreihen vielversprechende Ergebnisse. "Die Laborergebnisse waren sehr, sehr positiv", sagt de Klock. Jedoch, so fügt sie hinzu, "handelte es sich um eine kontrollierte Umgebung".

Die Arbeit mit Menschen, noch dazu auf dem Gebiet der Sexualhygiene, birgt jedoch größere Herausforderungen. "Das Fazit lautet, dass es in der realen Welt mit realen Frauen nicht funktioniert", sagt sie.

Trotz des Scheiterns der Testreihen wurde Population Council vom südafrikanischen Gesundheitsministerium für seine Sorge um die beteiligten Frauen gelobt. De Kock zufolge ist es wichtig, dass die Tests zu Ende geführt wurden: "Es ist wichtig zu zeigen, dass man eine solche Testreihe in einer Gesellschaft durchführen kann."

Die Wissenschaftler von Population Council arbeiten nun an einem Kombinationspräparat (PC815) bestehend aus Carraguard und einer antiretroviralen Komponente. Das antiretrovirale Medikament mit der Bezeichnung MIV-150 hat sich bei der oralen Einnahme als ineffektiv erwiesen, da es nur ungenügend vom Körper aufgenommen wird. In einem Vaginalgel ist es jedoch nützlich, da es das Medikament auf der Oberfläche hält, wo eine mögliche Infektion stattfindet, erklärt Melissa May, Sprecherin von Population Council. Erste Sicherheitsstudien an Menschen werden derzeit für dieses Produkt durchgeführt.

Es lohnt sich dennoch, Mikrobizide zur HIV-Prävention weiter zu verfolgen, meint Sheena McCormack vom Medical Research Council in Großbritannien. Auch wenn die Carraguard-Tests keine statistische Signifikanz zeigen konnten, belegen die Daten doch einen kleinen Effekt. "Es ist ein Signal in die richtige Richtung", sagt McCormack. "Als Wissenschaftlerin fühle ich mich dadurch ermutigt."

Dieser Artikel wurde erstmals am 19.2.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.609. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Katharine Sanderson

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