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Artenschutz in Neuseeland: Erste Hilfe für den Kiwi – wie Naturschützer die Vögel retten

Eingeschleppte Tiere und Pflanzen sind eine Hauptursache für das Aussterben von Arten. Neuseeland war vor der Ankunft der Polynesier und der Europäer ein Vogelparadies.

Eingeschleppte Tiere und Pflanzen sind eine Hauptursache für das Aussterben von Arten. Neuseeland war vor der Ankunft der Polynesier und der Europäer ein Vogelparadies. Mitgebrachte Säugetiere haben die meisten Vögel ausgerottet. Um ihren Nationalvogel, den Kiwi (Apteryx australis), zu retten, legt die neuseeländische Naturschutzbehörde Fallen für Marder, Hermeline und Wiesel aus. Wie gut die Fallen funktionieren, demonstriert Tommy Herbert vom Department of Conservation (DOC) an einer Karotte. Die Falle lässt von der vorderen Hälfte nur ein paar Fasern und Saft übrig.

Die ursprünglich von Pelzjägern und zur Bekämpfung der ebenfalls eingeschleppten Kaninchen nach Neuseeland gebrachten kleinen Raubtiere fressen Eier und Küken. Weil Neuseeland seit mindestens 85 Millionen Jahren vom Rest der Welt durch breite Meere getrennt ist, kannten die einheimischen Vögel keine Gefahr. Abgesehen von wenigen Fledermäusen gab es dort keine Säugetiere. Als James Cook 1769 als erster Europäer Neuseeland betrat, hatte seine Mannschaft Schwierigkeiten, die Segelkommandos zu hören, weil die Vögel so laut sangen.

Da die Fähigkeit zu flüchten zum Überleben auf Neuseeland nicht notwendig war, verlernten viele Vögel von den 250 Kilogramm schweren Moas bis zu den nur vier Kilogramm leichten Kiwis im Laufe der Evolution das Fliegen. Als dann vor 900 Jahren Polynesier mit ihren Kanus auf den Sandstränden landeten und Schweine und Ratten mitbrachten, waren die Vögel auf diese neuen Inselbewohner nicht vorbereitet. Den Feinden ausgeliefert, verringerte sich ihr Bestand dramatisch. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es noch etwa 2,5 Millionen Kiwis. Heute zählen Naturschützer noch 50 000.

Auf der Coromandel-Halbinsel haben die Insektenfresser ein Rückzugsgebiet gefunden. Auch DOC-Mitarbeiter Tommy Herbert und einige freiwillige Helfer wohnen hier. Mit ihren Fallen fangen sie möglichst alle kleinen Raubtiere im Schutzgebiet und verbauen neu ankommenden kleinen Räubern den Weg zu den Kiwis. Aber auch Haushunde stellen den Vögeln nach. Die von der Bank of New Zealand als „Kiwi-Anwalt“ beschäftigte Adele Smaill hat sich daher Mitte der neunziger Jahre ein Abschreckungsprogramm ausgedacht: Junge Hunde bekommen einen unangenehmen, aber harmlosen elektrischen Schlag aus einem Halsband, wenn sie an Kiwi-Federn schnuppern. „Zwei solcher Lektionen genügen und die Hunde machen für den Rest ihres Lebens einen weiten Bogen um alles, was auch nur entfernt nach Kiwi riecht“, erklärt Pim de Monchy, der das DOC-Programm leitet.

Mehr als 500 Hunde von Farmern und Jägern haben seit 1997 so gelernt, Kiwis aus dem Weg zu gehen. Dadurch haben die Kiwis auf auf der Coromandel-Halbinsel mittlerweile eine Lebenserwartung von 53 Jahren – in anderen Regionen werden sie höchstens 20. Je länger sie leben, umso öfter können sie das eine Ei legen, das ein Kiwi-Weibchen im Jahr produziert. Und so verdoppelt sich inzwischen alle sechs Jahre der Bestand an der Spitze der Coromandel-Halbinsel.

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