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© proDente

Artenschutz: Räuber in Gefahr

Einige Haiarten sind vom Aussterben bedroht. Deshalb sollen sie künftig geschützt werden. Über diese und weitere Fälle diskutieren vom Wochenende an Experten aus aller Welt auf einer Artenschutzkonferenz in Doha.

Das Image der Haie hat sich gewandelt. Im Kinofilm „Der weiße Hai“ von Stephen Spielberg schwamm 1975 noch eine blutrünstige Bestie über die Leinwand und galt als Stellverteter der weltweit rund 500 Arten. Inzwischen wird immer deutlicher, dass viele Vertreter vom Aussterben bedroht sind. Wenn sich ab morgen in Doha im arabischen Emirat Katar die Delegierten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens treffen, verhandeln sie deshalb auch über den Schutz der Haie.

Acht Arten, vom Dornhai bis zum Bogenstirnhammerhai, sollen künftig durch das „Cites“ (Convention on International Trade in Endangered Species) genannte Abkommen geschützt werden. Der Handel mit diesen Tieren oder Produkten aus ihnen würde dann kontrolliert, wie es bereits bei den Weißen Haien (Carcharodon carcharias) der Fall ist.

Ein Blick in die Statistik erklärt den Imagewandel: Demnach werden jährlich fünf bis zehn Menschen bei Haiattacken getötet. 70 bis 100 Millionen Haie dagegen sterben jährlich durch Menschenhand, schätzt die Welternährungsorganisation FAO. „Oft landen sie ungewollt als Beifang in Fischtrawlern, die eigentlich ganz andere Arten an Bord holen sollen“, sagt der Artenschutzbeauftrage der Naturschutzorganisation WWF Volker Homes. „So haben portugiesische Schiffe mit ihren Langleinen in den 1990er Jahren für jede Tonne Schwertfisch etwa drei Tonnen Blauhaie aus dem Nordatlantik gezogen.“

Viele Haie werden auch direkt gejagt. So zum Beispiel der Dornhai, der später in Deutschland als „Seeaal“ oder in gerächerter Form als „Schillerlocken“ beziehungsweise in Großbritannien als „Fish and Chips“ serviert wird. Andere Arten werden gefangen, um die Hauptzutat für Haifischflossensuppe zu gewinnen, die besonders in Asien geschätzt wird. Die Jagd für diese Delikatesse ist oft grausam: Den Haien wird die Flosse abgeschnitten und die noch lebenden Tiere werden wieder ins Wasser geworfen, wo sie entweder verbluten oder von anderen Haien zerfleischt werden. Genau wie die Flossen finden auch die Knorpel in der traditionellen asiatischen Medizin Verwendung. Augentropfen und Kosmetik werden zum Beispiel aus Haiknorpeln produziert. Das Fleisch des Heringshais wiederum ist als Steak beliebt, deshalb ist auch diese Art selten geworden und soll von Cites geschützt werden.

Nicht besser geht es dem Dornhai. Der Grund für diese Gefährdung liegt auch in der hervorragenden Anpassung der Raubtiere an ihre Umwelt. Viele Arten sind hochspezialisiert und stehen wie der Elefant in der Savanne oder der Eisbär in der Arktis an der Spitze ihres Ökosystems. Sie haben in der Natur meist wenige Feinde. Wer wenige Feinde hat, braucht auch wenige Nachkommen. Und so werden die Weibchen der gerade einen Meter langen Dornhaie erst mit zehn Jahren zum ersten Mal trächtig. Nach 18 bis 22 Monaten kommen dann zwei bis elf lebende Junghaie zur Welt. Da der Dornhai bereits mit 20 bis 24 Jahren stirbt, hinterlässt er wenige Nachkommen. Fängt der Mensch viele Haie, ist die Art rasch vom Aussterben bedroht. Die Cites-Vertreter haben also gute Gründe, den Handel mit Dornhaien zu kontrollieren.

Der Riesenhai steht deshalb bereits unter Schutz. Dieser Fisch ist bis zu zwölf Meter lang und er taucht selbst in der Nordsee häufig auf. Da er aber ausschließlich Plankton genannte Mikroorganismen der Meere vertilgt und daher gar nicht in der Lage ist, Menschen zu attackieren, kennen ihn nur Spezialisten. Und natürlich einige Fischer, die den Riesenhai jagen, sagt der Artenschützer Homes. Schließlich bringt eine einzige Riesenhai-Flosse auf den Märkten Asiens bisweilen mehr als 1000 Euro. Aber auch die Leber lässt sich gut verkaufen. Bis zu sieben Tonnen bringt so ein Hai auf die Waage, bis zu einem Viertel dieses Gewichtes macht die Leber aus. Und die wiederum besteht zu einem großen Teil aus Squalen. Dieses Öl wird in der alternativen Medizin als Mittel gegen Tumoren eingesetzt, Impfstoffhersteller wiederum verstärken damit die Wirkung ihrer Vakzine.

In 450 Millionen Jahren Entwicklungsgeschichte haben die Haie daneben noch eine zweite Riesenart hervorgebracht, die sich von den kleinsten Lebewesen im Meer ernährt. Walhaie gleiten mit 15 Tonnen Gewicht im gemächlichen Wandertempo von fünf Kilometern in der Stunde durch die warmen Meere in den Tropen. Vier Meter ragt die elegant geschwungene Schwanzflosse in die Höhe. 6000 Liter Wasser saugt der Walhai in einer Stunde durch sein anderthalb Meter breites Maul. Plankton und Kleinkrebse, aber auch Sardinen, Makrelen und manchmal sogar ein kleiner Thunfisch bleiben dort an Tausenden von rund zehn Zentimeter langen Plättchen hängen, die wie ein überdimensionales Sieb wirken.

Auch dieser größte Fisch der Welt wird bereits unter Cites geschützt, weil Walhaie erst nach einigen Jahrzehnten geschlechtsreif werden, daher nur wenige Nachkommen haben und ihr Fleisch als teure Delikatesse zum Beispiel in China verkauft wird. In Australien und auf den Philippinen aber gibt es inzwischen eine nachhaltige Alternative zur Haijagd, dort boomen „Whaleshark-Safaris“.

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