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Auch Vroniplag sieht Plagiate bei Steinmeier: Auf 62 Seiten werden Passagen beanstandet

Nach dem umstrittenen Fachhochschulprofessor Uwe Kamenz sehen auch die Aktivisten der Internetplattform „Vroniplag Wiki“ Hinweise auf Plagiate in der Doktorarbeit von SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

Die Webseite veröffentlichte jetzt eine Dokumentation, nach der bisher auf 62 der 395 Seiten der Arbeit Plagiate enthalten sein sollen. „Die problematischen Stellen mehren sich“, sagte Debora Weber-Wulff, Informatik-Professorin an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft und Vroniplag-Mitarbeiterin, auf Anfrage. „Es wird immer schwieriger zu erklären, wie ihm das passieren konnte.“ Die Universität Gießen, an der Steinmeier 1991 promoviert wurde, prüft die Dissertation bereits.

Was wird beanstandet? Das Muster, das Vroniplag zu erkennen glaubt, gleicht jenem, das auch Kamenz herausgefunden haben will. Steinmeier nennt zwar fast immer seine Quelle in den betreffenden Passagen. Allerdings verschleiere er, wie umfangreich er sich wirklich beim Original bedient habe, kritisiert Vroniplag. Manchmal übernehme er Textteile ganz wörtlich, setze aber keine Anführungszeichen. So suggeriere er die eigenständige Paraphrase einer Passage, habe tatsächlich aber mehrere Absätze nur zitiert. An einer Stelle soll Steinmeier sogar Fremdtext übernommen haben, ohne die Quelle aufzuführen.

Der Dortmunder BWLer Uwe Kamenz hatte seine Vorwürfe gegen Steinmeier Ende September im „Focus“ veröffentlicht. Kamenz’ Ergebnis und seine Methode waren als unseriös kritisiert worden – auch vonseiten Vroniplags. An dem Vorwurf halte sie fest, sagte Weber-Wulff jetzt: „Kamenz’ Vorgehen ist für den wissenschaftlichen Diskurs nicht hilfreich.“ Kamenz nutzt eine selbst entwickelte Software, die automatisiert den Text der Arbeit mit ausgewählten Quellen vergleicht. Die Software sei aber wenig treffsicher, lautet die Kritik.

Bei Vroniplag beugen sich die Plagiatsjäger dagegen selber über Doktorarbeit und Originalquellen und vergleichen „händisch“ die verschiedenen Passagen. Tatsächlich finden sich von den mehreren hundert von Kamenz inkriminierten Passagen weniger als zwanzig bei Vroniplag wieder.

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