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In die Forschung eingebunden. Doktoranden und Studierende der Universität Würzburg mit einem von ihnen entwickelten Kleinsatelliten.

© dpa

Ausbildung von Doktoranden: EU-Univerband kritisiert deutsche Hochschulen

An deutschen Universitäten wird zu häufig individuell promoviert, Doktorväter und -mütter unterliegen keiner Kontrolle durch die Hochschulen. Das jedenfalls kritisiert die Europäische Universitätsvereinigung in einer aktuellen Studie.

Die Europäische Universitätsvereinigung (EUA) fordert Deutschland zu Reformen in der Doktorandenbetreuung auf. Wegen der noch immer hohen Zahl an individuellen Promotionen bei Doktorvätern und -müttern müssten die Universitäten darauf dringen, dass sich die Betreuer professionalisieren, heißt es in einer neuen Studie zum Promovieren in europäischen Staaten. Bei der 2011/12 geführten Umfrage unter 112 Universitäten und Forschungseinrichtungen, die Doktoranden ausbilden, ging es darum, wie diese Institutionen dabei die Qualität sichern. Schon der Titel der Studie, Accountable Research Environments for Doctoral Education Project (ARDE; verlässliche Forschungsumgebungen in der Doktorandenausbildung), zeigt, wohin es aus der Sicht der EUA gehen soll. Auf die Schaffung einheitlicher Standards für die Promotionsphase hatten sich die EU-Staaten 2003 im Rahmen des Bologna-Prozesses geeinigt. Die europäischen Hochschulforscher sehen vor allem Graduiertenschulen nach US-amerikanischem Vorbild als Modell. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Berliner IFQ hatte allerdings ergeben, dass die Betreuung in strukturierten Programmen nicht zwangsläufig besser ist als in Graduiertenschulen.

Generell wird konstatiert, dass die Doktorandenausbildung seit 2003 professionalisiert wurde und Universitäten sowie Forschungsinstitute stärker auf die Qualitätssicherung achten. Zunehmend dokumentierten sie die Promotionsdauer und die Abschluss- beziehungsweise Abbruchquoten, stellten Kriterien für die Zulassung sowie für die Betreuung und die Qualität der Dissertation auf. Europaweit haben 90 Prozent der befragten Einrichtungen formale Zulassungskriterien festgelegt, ebenso viele kontrollieren den Fortschritt der Promovierenden bis zum Abschluss. In der Doktorandenbetreuung gehe der Trend zu schriftlich fixierten Betreuungsvereinbarungen. Wie die Promovierenden, die zunehmend in Graduiertenschulen ausgebildet werden, agieren auch ihre Betreuer weniger frei als früher: Viele Universitäten würden sie kontrollieren und sie zu spezifischen Fortbildungen verpflichten. In der Studie werden einige deutsche Besonderheiten hervorgehoben: Professoren können EU-weit nur an acht Prozent der Institutionen Doktoranden annehmen, ohne dass zuvor ein Unigremium über deren Qualifikation befindet.

In Deutschland dagegen ist das an sechs der sieben befragten Einrichtungen gang und gäbe. Während die Betreuung der Doktoranden in Deutschland nur selten institutionell überwacht wird, gilt dies an 61 Prozent aller befragten Einrichtungen als Routine, in Großbritannien sogar fast durchgehend. Positiv vermerkt die EUA, dass die deutschen Unis und Institute ihren Promovierenden nach eigenen Angaben generell Hilfe bei der Karriereplanung anbieten.

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