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Horchposten ins All.

© dpa

Außerirdische Intelligenz: "Wir sollten gut überlegen, wer antwortet"

Paul Davies leitet die Arbeitsgruppe "Post-Detektion" beim Seti-Programm. Sie plant das weitere Vorgehen, falls ein außerirdisches Signal empfangen wird. Im Interview spricht er über die Suche nach der Nadel im galaktischen Heuhaufen.

Herr Davies, die Suche nach intelligentem Leben ist bisher erfolglos. Zeit, aufzugeben?

Im Gegenteil, wir sollten unsere Aktivitäten sogar ausdehnen. Natürlich gleicht das der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, und wir wissen nicht einmal, ob da überhaupt eine Nadel ist. Aber der Seti-Pionier Frank Drake hat einmal gesagt, dass Seti eigentlich eine Suche nach uns selbst ist, wer wir sind und wie wir in dieses Universum gehören. Das sind wichtige Fragen. Und allein deswegen ist die Suche den Aufwand schon wert.

Angenommen, Seti entdeckt ein Signal von Außerirdischen. Was passiert dann?

Man muss zwei Szenarien unterscheiden. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass wir nicht eine Nachricht erhalten, sondern lediglich einen Beweis für außerirdische Technologie finden. Das könnte von einer Suche mit Radioteleskopen kommen oder von etwas anderem. Das Entscheidende ist, dass wir dann auf einen Punkt am anderen Ende der Galaxie deuten können und sagen: Wir sind uns zu 99 Prozent sicher, dass es dort intelligentes Leben gibt. Das würde unsere Sicht der Natur für immer ändern.

Und das zweite Szenario?

Das wäre ein Signal mit einer Nachricht. Die müsste man erst einmal auswerten, was sehr schwierig und zeitaufwendig sein könnte. Innerhalb von Stunden würde das aber sicher an die Öffentlichkeit gelangen. Dann wäre es unmöglich für die Forscher, in Ruhe zu arbeiten. Man bräuchte wohl Polizeiabsperrungen. Keiner weiß, wie sich das entwickeln würde.

Wer sollte auf die Nachricht antworten?

Zunächst ist es entscheidend, dass nicht bekannt gegeben wird, wo genau die Botschaft herkam. Damit nicht jeder selbsternannte Sprecher der Menschheit sich ein Teleskop schnappen und eine Nachricht losschicken kann. Wer schließlich antwortet, sollte gut überlegt sein. Mein Gefühl ist, dass es sich hier um Wissenschaft handelt und das deswegen Wissenschaftler die Entscheidungen treffen sollten, nicht irgendwelche Regierungen. Die interessieren sich zurzeit ja auch nicht für Seti.

Aber wir haben doch längst Nachrichten ins All geschickt, etwa mit der Voyager-Sonde 1977, die eine Datenplatte mit Fotos und Musik trägt.

Ich bin da sehr kritisch. Es handelt sich ja nicht nur um eine andere Kultur, sondern um eine völlig andere Spezies. Was können wir überhaupt senden, was sie verstehen könnten? Das Einzige, dessen wir uns sicher sein können, sind Mathematik und Physik, weil die universell sind. Wenn diese Wesen mit Radio kommunizieren können, dann müssen sie auch einiges von Physik verstehen. Der beste Vergleich ist, sich zu überlegen, dass die Menschheit in zehn Jahren ausgelöscht wird und wir der Nachwelt hinterlassen wollen, worauf wir am stolzesten sind.

Beethovens neunte Symphonie? Shakespeares gesammelte Werke?

Natürlich, das sind tolle Dinge. Aber Musik und Kunst sind eng an die menschliche Wahrnehmung gebunden. Das wird anderen Spezies nichts sagen.

Die Fragen stellte Kai Kupferschmidt.

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