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Frauen in der Forschung: Berlin ist Spitze bei Professorinnen

Bundesweit steigt der Frauenanteil an der Professorenschaft nur langsam. Vorbildlich ist Berlin - FU und TU führen bei einem neuen Ranking, das Gleichstellung in der Wissenschaft misst.

Die deutsche Wissenschaft wird nach wie vor von Männern dominiert – trotz aller Appelle, Frauen besser zu fördern. Wie schwer sich der Wissenschaftsbetrieb mit der Gleichstellung tut, zeigt sich bei der Zusammensetzung der Professorenschaft. Nur langsam wächst dort der weibliche Anteil. Bis Professuren jeweils zur Hälfte von Männern und Frauen besetzt sind, wird es rein rechnerisch weit über das Jahr 2050 hinaus dauern, geht es in dem bisherigen Tempo weiter.

Das legen zumindest die Zahlen des neuen Gleichstellungsrankings des Centers of Excellence Women and Science (CEWS) am Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Bonn nahe. 2009 war bundesweit nicht einmal jede fünfte Professur in Deutschland von einer Frau besetzt, der Frauenanteil lag bei 18,2 Prozent. Seit 2001 stieg die Quote um sieben Prozent – der jährliche Anstieg lag damit bei unter einem Prozent.

Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel Berlin. Hier liegt der Anteil der Professorinnen bei 27,6 Prozent, ein einsamer Spitzenwert. Es folgen Hamburg, Bremen und Niedersachsen mit jeweils gut 22 Prozent. Berlin ist auch in der Zusammenschau aller vom CEWS gewerteten Indikatoren – wie Frauenanteil am gesamten wissenschaftlichen Personal, an den Habilitationen, Promotionen und der Studierendenschaft – bundesweit vorn beim Thema Gleichstellung. Mit einem Plus von zehn Prozent gegenüber 2001 stieg die Zahl der Professorinnen in Berlin am schnellsten, in kaum einem anderen Land habilitieren und promovieren mehr Frauen.

Dass Berlin besonders gut dasteht, spiegelt sich auch im Ranking der Universitäten wider. Die Freie Universität führt hier bundesweit, sie liegt in praktisch allen Kategorien in der Spitzengruppe. Auf die FU folgt die Technische Universität Berlin, gemeinsam mit der Uni Marburg. Die Humboldt-Universität schneidet etwas schwächer ab – vor allem der Professorinnenanteil und die Zahl der Frauen am gesamten wissenschaftlichen Personal ist nur mittelmäßig. Sie liegt aber dennoch im vorderen Mittelfeld unter den deutschen Unis. Bei den Fachhochschulen sind aus Berlin die HTW, die HWR, die Alice-Salomon-Hochschule und die Evangelische Hochschule mit an der Spitze. Auch die Universität der Künste schneidet sehr gut ab.

Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) führt Berlins Spitzenstellung auch auf die zahlreichen politischen Anreize zurück, die für die Hochschulen gesetzt werden. Soeben hat der Senat das Chancengleichheitsprogramm an den Hochschulen bis 2015 verlängert. Pro Jahr werden im Rahmen des Programms 3,4 Millionen Euro ausgegeben.

Besonders hinterher hinken dagegen im bundesweiten Vergleich einige große westdeutsche Flächenländer: Bayern etwa mit einem Professorinnenanteil mit 14,5 Prozent. Hier bewegte sich in den vergangenen Jahren wenig. Auch Baden-Württemberg (15,6 Prozent) oder auch Nordrhein-Westfalen (18 Prozent) liegen weit hinter Berlin. NRW steht im Gesamtranking bundesweit an drittletzter Stelle. Schwächer schneiden nur Sachsen-Anhalt und Thüringen ab. Tilmann Warnecke

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