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Netzwerkerin. Anja Feldmann von der Technischen Universität.

© Ulrich Dahl/Technische Universit

Berliner Informatikerin: Anja Feldmann erhält den Leibnizpreis

Die Informatikerin Anja Feldmann forscht seit Jahren danach, wie die Struktur des Internets verbessert werden kann, um den Anforderungen der Zukunft standzuhalten. Für ihre Arbeit erhält die TU-Professorin jetzt den Leibniz-Preis.

Das Internet funktioniert nicht immer so wie es eigentlich sollte – das weiß jeder Nutzer. Oft bricht das Netz gerade dann zusammen, wenn man es besonders dringend braucht: Wenn man etwa noch schnell eine wichtige Bahnverbindung suchen muss oder Theaterkarten in letzter Minute ausdrucken will.

Auf solche Beispiele verweist die Berliner Informatikerin Anja Feldmann gerne, wenn sie erklären soll, woran sie forscht. „Das Internet funktioniert zwar gut, aber nicht perfekt“, sagt Feldmann. Gerade wegen der immer größer werdenden Datenflut – man denke nur an die Milliarden Fotos, die die Nutzer sozialer Netzwerke teilen, oder die Millionen Menschen, die über Skype telefonieren – ist das Netz immer häufiger überlastet. Die 44-Jährige arbeitet daher seit Jahren an der Frage, wie die Struktur des Internets verbessert werden kann, um den Anforderungen der Zukunft standzuhalten. Für ihre Arbeit erhält die Professorin der Technischen Universität jetzt den Leibniz-Preis, den höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreis. Sie ist eine von zehn Preisträgern, die jetzt benannt und am 16. März 2011 ausgezeichnet werden, und die einzige aus Berlin.

Von ihrem Erfolg erfuhr sie am gestrigen Mittag – und war überwältigt. „So eine Auszeichnung kann man nicht erwarten. Da ist die Freude riesig. Das wird später im Team noch groß gefeiert“, sagte sie in einer ersten Reaktion. Feldmann arbeitet seit 2006 an den „T-Labs“ der TU, ihre Professur ist von der Telekom gestiftet. Davor war sie Professorin an der TU München und der Universität des Saarlandes, sie forschte auch längere Zeit in den USA.

Feldmann untersucht, wie ein komplett neues Haus aussehen könnte

Was ist das Besondere an Feldmanns Forschung? Bisher behelfen sich Techniker immer mit Provisorien, wenn es darum geht, das Internet zu erweitern. An das Haus Internet wird sozusagen immer wieder ein neues Zimmer angebaut. Feldmann jedoch untersucht, wie ein komplett neues Haus aussehen könnte – wie also das Internet noch einmal neu erfunden werden kann. Mehrere Modelle hat sie bereits ausgearbeitet. Neben der Verlässlichkeit spielt für sie auch eine zentrale Rolle, wie die Datensicherheit im Netz verbessert werden kann. Eine ihrer Ideen ist, das Internet in mehrere Bereiche zu unterteilen. So könnte es etwa parallel zu einem sicheren Netz für Banken auch ein virtuell davon getrenntes Netz für das anonyme Surfen geben.

2,5 Millionen Euro beträgt das Preisgeld. Was Feldmann damit machen will? Auf jeden Fall soll es ihrer Forschung zugute kommen, das schreiben schon die Regularien der DFG vor. „Aber genau habe ich mir darüber natürlich noch keine Gedanken gemacht“, sagte sie gestern.

Unter den neun weiteren Preisträgern findet sich nur ein Geisteswissenschaftler – der Ägyptologe Joachim Friedrich Quack von der Uni Heidelberg. Der 44- Jährige sei einer der international bedeutendsten Vertreter seines Fachs, erklärt die DFG. Quack widmet sich der späteren Ägyptologie und hier besonders der griechisch-römischen Zeit. Quacks Verdienst sei es, diese lange von der Wissenschaft vernachlässigte Periode erschlossen zu haben. Als Meilenstein gilt seine Rekonstruktion des „Buches vom Tempel“ aus weltweit verstreuten Papyri, eines zentralen Dokuments der ägyptischen Religionsgeschichte, das erklärt, wie der „ideale Tempel“ zu bauen und zu betreiben war.

Bemerkenswert sei im neuen Leibniz-Preis-Jahrgang der vergleichsweise hohe Anteil von Wissenschaftlerinnen, erklärt die DFG. Neben Feldmann werden drei weitere Frauen ausgezeichnet: Die Genetikerin Ulla Bonas von der Universität Halle-Wittenberg, Gabriele Sadowski, Professorin für Technische Thermodynamik an der Technischen Universität Dortmund und die Quantenoptikerin Christine Silberhorn von der Universität Paderborn. Die 36-jährige Silberhorn ist die jüngste Preisträgerin 2011.

Ein breites Themenspektrum decken auch die übrigen Preisträger ab: Christian Büchel, Neurowissenschaftler an der Uniklinik Hamburg, Kai-Uwe Hinrichs, Professor für Organische Geochemie in Bremen, Anthony A. Hyman, Zellbiologe am Max-Planck-Institut in Dresden, Bernhard Keimer vom MPI für Festkörperforschung, Stuttgart, und Franz Pfeiffer, Lasermediziner in München. (tiw/-ry)

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