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Berliner Studierende: 34 Stunden Uni - und dann noch jobben

Woher kommen meine Kommilitonen? Wie leben sie? Diese Fragen stellen sich viele der über 20 000 Studienanfänger der Berliner Hochschulen. Wir liefern die Antworten.

Die Durchschnittsstudierenden Stefanie Studiosa und Stefan Studiosus – Frauen und Männer sind in der Berliner Studierendenschaft zu gleichen Teilen vertreten – kommen höchstwahrscheinlich aus einer Familie von Besserverdienenden. Knapp die Hälfte sind echte Berliner, selbst wenn Zugezogene oft den Eindruck haben, dass sie nie welche kennenlernen. Die Uni ist für Studenten fast so zeitaufwendig wie der Job für einen normalen Arbeitnehmer: 34 Stunden in der Woche verbringen sie mit dem Studium. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Statistik des Berliner Studentenwerks hervor. Hier ein Überblick über die Studierenden in der Hauptstadt.

IHRE HERKUNFT

47 Prozent der Studierenden haben das Abitur in Berlin abgelegt, der Rest ist zugezogen. Dass besonders viele Schwaben in die Stadt kommen, wie Einheimische gerne lästern, stimmt nur teilweise. Zwar ist Baden-Württemberg nach Brandenburg und NRW das Land, aus dem die meisten Studierenden stammen. Dennoch machen die Zugezogenen aus dem Südwesten nur sechs Prozent der Studierendenschaft aus. Zwei von drei Studierenden kommen aus einer „gehobenen“ oder „hohen“ sozialen Schicht, mehr als im Bundesschnitt (59 Prozent). 12 Prozent der Studierenden stammen aus Familien mit ausländischen Wurzeln. Aber auch bei ihnen hat weit mehr als die Hälfte eine gehobene oder hohe soziale Herkunft.

IHRE FÄCHER

Fast jeder vierte Studierende ist in den Geistes- und Sozialwissenschaften eingeschrieben. Das ist mehr als im Bundesschnitt – und repräsentiert auch die Stärke der Berliner Geisteswissenschaftler, die international führend sind. 22 Prozent der Studenten kommen aus den Naturwissenschaften, 20 Prozent aus den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, 13 Prozent sind angehende Ingenieure. Liegt das Studium im Mittelpunkt des Interesses? Nur 41 Prozent bejahen diese Frage, weniger als im Bundesschnitt. Womöglich liegt das auch daran, dass Berlin sehr viel mehr Freizeitaktivitäten bietet als Bielefeld oder Tübingen. Theater und Opern etwa locken Studenten mit Ermäßigungen: Kulturelle Erlebnisse, die einen auch im Studium voranbringen können.

IHR GELD

Trotz ihres gehobenen Familienhintergrunds jobben Berliner Studierende öfter als die Kommilitonen anderswo. Denn nur 58 Prozent schätzen die Finanzierung ihres Lebensunterhalts als „sicher“ ein. 73 Prozent arbeiten daher, 50 Prozent auch während der Vorlesungszeit. Das sind deutlich mehr als im Jahr 2006. Im Schnitt haben Berliner Studierende im Monat 874 Euro zur Verfügung.

IHR PRIVATLEBEN

Fast jeder dritte Studierende wohnt mit dem Partner oder der Partnerin zusammen. Eine WG teilen sich 26 Prozent der Studierenden, 22 Prozent wohnen allein. Nur sechs Prozent nutzen ein Wohnheim, was wohl daran liegt, dass die Mieten in Berlin im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten immer noch ziemlich gering sind. Womöglich ist auch deswegen die Zahl der Nesthocker im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlich: Nur 16 Prozent machen es sich im Hotel Mama bequem.

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