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Verwandt. Die Erbgutanalyse zeigt, dass einige Bewohner des Amazonasgebiets nah mit Menschen in Südostasien und Australien verwandt sind.

© Pontus Skoglund, Harvard Medical School

Besiedlung Amerikas: Bewohner am Amazonas sind verwandt mit Südostasiaten

Wissenschaftler rätseln, wann und wie diese Menschen nach Südamerika gelangten. Klar ist aber auch: Die meisten Ur-Amerikaner kamen aus Eurasien. das zeigen aktuelle Erbgutanalysen.

Zwei große Genstudien zur Besiedlung Amerikas geben Rätsel auf. Konkurrierende Forscherteams fanden klare Hinweise darauf, dass einige Bevölkerungsgruppen im Amazonasgebiet eng mit Populationen in Südostasien verwandt sind. Völlig unklar ist allerdings, wann und wie die Vorfahren dieser Menschen nach Amerika kamen. Beide Studien bestätigen jedoch grundsätzlich, dass der Kontinent hauptsächlich von eurasischen Zuwanderern besiedelt wurde, die von Sibirien über die Beringstraße kamen. Deren Nachfahren verteilten sich über den Kontinent bis nach Feuerland.

Allerdings sind diese Menschen relativ wenig mit den untersuchten Ureinwohnern im Amazonasgebiet verwandt, wie Erbgutvergleiche zeigen. Demnach ähneln die in Amazonien lebenden Suruí und Karitiana überraschend stark den Menschen, die heute in Neuguinea, Australien oder auf den Andamanen im Golf von Bengalen leben.

Population Y - das heißt so viel wie "Ahnen"

David Reich von der Harvard Medical School in Boston und Kollegen bezeichnen die Ureinwohner als „Population Y“. Das ist abgeleitet von „Ypykuera“, dem Wort für „Ahne“ in der Tupi-Sprache, die die Suruí und Karitiana sprechen. „Offen bleibt die Frage, wann und wie die Vorfahren der Population Y Südamerika erreichten“, schreibt das Team in „Nature“. Die Einwanderung müsse vor vielen Jahrtausenden erfolgt sein, meinen die Autoren. Sie vermuten, dass es eine zweite Gründerpopulation in Amerika gab.

Die Gruppe um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen konzentrierte sich dagegen auf den Ablauf der eurasischen Einwanderung über die Beringstraße. Diese habe während des Höhepunktes der letzten Kaltzeit vor maximal 23 000 Jahren stattgefunden – in einer einzigen Wanderungswelle über die damalige Landbrücke, wie das Team in „Science“ schreibt. Dabei seien die eurasischen Zuwanderer möglicherweise bis zu 8000 Jahre auf der Beringstraße eingeschlossen worden. Später zogen sie entlang der Küsten weiter und erreichten die Südspitze des Kontinents bis spätestens vor 14 600 Jahren.

Die Besiedlung des Inlands begann erst spät

Erst vor etwa 13 000 Jahren habe sich in Nordamerika eine Gruppe abgespalten, die ins Innere des Landes vordrang. Auch das Team um Willerslev fand eine deutliche Ähnlichkeit zwischen Suruí und Menschen aus Südostasien. Sie gehen jedoch davon aus, dass diese Zuwanderung erst nach der Migrationswelle aus Eurasien folgte.

Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena bezeichnet die genetische Ähnlichkeit zwischen Amazonas-Bewohnern und Gruppen in Südostasien als Sensation. „Ich konnte es zunächst kaum glauben“, sagt der Archäogenetiker. „Das genetische Signal ist sehr stark. Beide Forscherteams bieten dafür keine plausible Erklärung.“ Die entscheidende Frage sei, welche der beiden Gruppen zuerst nach Amerika kam. Das müssten weitere genetische Studien klären. (dpa)

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