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© Thilo Rückeis

Bildung: Zöllners Superstiftung

Berlins Superuni kommt in neuem Gewand, doch sie kommt. Für die Universitäten ist sie weiter Anlass zur Sorge.

Die "Superuni" kommt - als "Superstiftung". Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz stellte Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Montag im Roten Rathaus seinen Kompromiss mit den Berliner Universitäten vor.

Fast ein Jahr ist es her, dass seine Idee zu einer neuen, bundesweit einzigartigen Forschungsuniversität in Berlin bekannt wurde. Das geplante Institut, fortan im Volksmund "Superuni" genannt, erntete aber nicht nur an Berlins Universitäten, sondern bundesweit Kritik. Der Eindruck entstand, Zöllner wolle die Spitzenforschung aus den Unis herauslösen und in der Superuni zusammenführen. Die Hochschulen blieben dann als kraftlose Hüllen zurück - eine Sorge, die im Vorfeld der Entscheidung im Exzellenzwettbewerb sogar aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geäußert wurde.

"Berlin kann in der Forschung weltweit an die Spitze rücken"

Am Montag tat Zöllner erneut sein Bestes, um diesem Eindruck zu begegnen. Gemeinsam mit Wolf-Michael Catenhusen, der die Verhandlungen mit den Unis geleitet hatte, lobte er das Ergebnis und sprach von einem "Meilenstein" in der Wissenschaftspolitik, auf den die Verantwortlichen "stolz" sein könnten. Die vier Berliner Unis werden gemeinsam mit den in Berlin vertretenen außeruniversitären Forschungseinrichtungen die Bildung einer Stiftung vereinbaren. Der neue Arbeitstitel lautet "Berlin International Forum for Excellence". Die Hauptstadt habe damit die Chance "zu einem der wichtigsten Forschungsstandorte der Welt" zu werden. In den Jahren 2008 und 2009 stellt Berlin dafür je 35 Millionen Euro zur Verfügung, in den beiden folgenden Jahren je 45 Millionen Euro.

Was bleibt von der "Superuni"? Vielleicht mehr als den Unis lieb ist? Eine Stiftung sollte die neue Einrichtung schon nach Zöllners ursprünglichen Plänen werden. Für die Universitäten ist aber entscheidend, dass es sich bei dieser Stiftung nicht zugleich um eine "Einrichtung" oder um ein "Institut" handelt, wie FU-Präsident Dieter Lenzen in seiner Funktion als Vorsitzender der Berliner Hochschulrektorenkonferenz betonte. Für ihn sei die neue Stiftung eine Art kleine DFG, eine Berliner Forschungsgemeinschaft, bei der Forschergruppen Anträge stellen können. Zöllner hingegen spricht weiter von einer "Einrichtung".

Unis bleiben misstrauisch

Allerdings hat diese nicht wie ursprünglich geplant das Promotionsrecht. Zwar wird es an den von der Stiftung geförderten Forschungsschwerpunkten Master- und Promotionsstudiengänge geben. Abschlüsse und Promotionen bleiben aber Angelegenheit der Mutteruniversitäten, die Promotionsurkunden werden zusätzlich mit dem Label der Stiftung versehen.

Viel Misstrauen bei den Unis hatte im Vorfeld auch Zöllners ursprüngliche Absicht geweckt, die Superuni solle die "strategische Forschungsplanung für Berlin" übernehmen. Damit hätte die Einrichtung tief in die Autonomie der Hochschulen eingreifen können. Denn dort wäre bestimmt worden, welches die großen Zukunftsthemen für die Forschung sind. Jetzt ist die entsprechende Passage vorsichtiger formuliert: Die Stiftung gibt "Empfehlungen zu Entwicklungsperspektiven für den Forschungsstandort Berlin". Auch diese Formulierung scheint FU-Präsident Lenzen nicht recht geheuer zu sein. "Empfehlungen können nie determinierend sein. Wenn doch, werden sie von den Institutionen unterlaufen", pochte Lenzen auf die Autonomie der Unis. Man werde sich an die Empfehlungen der Superstiftung "nicht sklavisch binden". Die Hochschulen müssten selbst entscheiden, ob sie ihre Berufungen an die Empfehlungen der Superstiftung anpassen und ihre Mittel entsprechend konzentrieren könnten.

Welche Vorhaben von der Stiftung gefördert werden sollen, wird eine wissenschaftliche Kommission vorschlagen. Die Entscheidung trifft der Vorstand, dem die vier Berliner Unis und die vier außeruniversitären Organisationen angehören. Gegen die Mehrheit innerhalb einer dieser beiden Gruppen darf nicht entschieden werden. Bis über die ersten Anträge abgestimmt wird, werden allerdings noch Monate vergehen. Zöllner stellte deshalb den knapp im Elitewettbewerb gescheiterten Projekten eine zusätzliche Finanzierung zur Überbrückung in Aussicht. Erst im nächsten Jahr wird die Superstiftung ihren Betrieb tatsächlich aufnehmen können, sagte Zöllner. Auch, weil die Unipräsidenten die Pläne erst noch durch ihre Gremien bringen müssen.

Die Stiftung ist ein Risiko

Hier aber gibt es für die neue Superstiftung Unwägbarkeiten. Denn die Verhandlungen für die neuen Hochschulverträge für die Zeit nach 2009 stehen im Herbst an. In den Universitäten geht bereits die Angst um, die steigenden Kosten für Pensionsleistungen, Tarifsteigerungen oder den Inflationsausgleich könnten vom Senat nicht berücksichtigt werden. Zwar hat Zöllner am Montag signalisiert, dass er einen höheren Landeszuschuss für gerechtfertigt hält: "Die Berliner Hochschulen sind allein zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf eine wachsende finanzielle Ausstattung in den nächsten Jahren angewiesen", heißt es in einer Erklärung.

Doch Zöllners guter Wille könnte den Gremien nicht reichen. Weil sie sich mit der Superstiftung neue Risiken aufladen - es ist noch offen, wie das Projekt nach 2011 weiterfinanziert wird - könnten sie ihre Zustimmung davon abhängig machen, ob sie mit den neuen Hochschulverträgen zufrieden sind.

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