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Bologna-Reform: Stimme der Studierenden

Die Rektoren und Präsidenten der Hochschulen umarmen die Studierenden mit ihren Forderungen vom Bildungsstreik - und wollen die Schwächen des Bachelors angehen.

Die Rektoren und Präsidenten der Hochschulen umarmen die Studierenden mit ihren Forderungen vom Bildungsstreik. „In den Hochschulen müssen die Probleme mit der Umsetzung der Studienreform klar benannt und Lösungen gefunden werden“, sagte Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) am Mittwoch nach einer Debatte im Senat der HRK. „Dazu brauchen wir die Stimme der Studierenden.“

Die HRK beschloss, die von den Studierenden vorgeschlagenen „Thementage“ zu Beginn des kommenden Wintersemesters zu veranstalten. Dabei sollen die Wissenschaftler mit den Studierenden darüber beraten, wie die Studiensituation im Bachelor verbessert werden kann. So könne die Zahl der Prüfungen in vielen Fällen durchaus reduziert werden, im Studienprogramm müsse es Platz zur „Eigeninitiative“ geben, „Mobilitätsfenster“ für Auslandsaufenthalte müssten geschaffen werden. Solchen Verbesserungen würden sich weder Akkreditierungsagenturen noch der Akkreditierungsrat in den Weg stellen, sagte Wintermantel.

Nicht auf Gegenliebe der HRK stoßen hingegen zwei weitere mögliche Reformen, die entscheidend zur Entspannung im Bachelor-Studium beitragen könnten. Ein „freier Zugang zum Master“, wie ihn unlängst Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU) gefordert hatte, ist nicht das Ziel der Hochschulrektoren. Zwar sei es „gut, wenn jeder, der will, in den Master einsteigen kann“, sagte Wintermantel. Doch entscheidend für den Übergang zum Master sollten „Eignung und Neigung“ sein. Es sei nun einmal das Ziel der Bologna-Reform, den größeren Teil der Studierenden schneller als bislang in den Beruf zu bringen. Im übrigen sei noch nicht absehbar, wie groß der Andrang auf den Master in den nächsten Jahren ausfallen werde. In manchen Fächern, etwa in den Wirtschaftswissenschaften, sei der Bachelor schon jetzt auf dem Arbeitsmarkt akzeptiert. Allerdings müsse man über eine größere Öffnung zum Master nachdenken, sollten Bachelor-Absolventen wegen der Konjunkturkrise massenhaft an Einstellungsstopps scheitern.

Wenn die meisten Studierenden die Unis nach dem Bachelor verlassen sollen – müsste er dann nicht weit häufiger mit sieben oder acht Semestern veranschlagt werden anstatt wie besonders an Unis üblich nur mit sechs? Die HRK habe sich nicht auf sechssemestrige Bachelor-Studiengänge fixiert, sagte Wintermantel. Den Hochschulen mehr sieben- oder achtsemestrige Bachelor empfehlen will die HRK aber auch nicht, wie deren neuer Generalsekretär Thomas Kathöfer, vorher Leiter des Präsidialamts der TU Berlin, sagte. Denn weil die Kultusminister die Studiendauer für Bachelor und Master zusammen in der Regel auf zehn Semester beschränkt hätten, gehe ein längerer Bachelor immer auf Kosten der Dauer des Masters. Im Master sehen aber zumal die Universitäten eine prestigeträchtige Schmiede ihres wissenschaftlichen Nachwuchses, um den sie sich gerne mehr als nur zwei bis drei Semester kümmern möchten. „Wäre die Gesamtdauer des Studiums nicht auf zehn Semester gedeckelt, könnte man auch den Bachelor länger machen“, sagte Kathöfer.

Die HRK zog auch eine Zwischenbilanz über den Effekt des Konjunkturprogramms auf die Hochschulen. Von den 8,6 Milliarden Euro, die insgesamt für Bildung veranschlagt waren, hatte die HRK ein Drittel für die Hochschulen gefordert. Je nach Land würden aber nur zehn bis 30 Prozent fließen, sagte Wintermantel. Weitere Programme für die Sanierung der Hochschulen müssten folgen. Anja Kühne

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