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Im Dunkeln. Die BTU Cottbus (hier das Medienzentrum) befürchtet, eine Fusion mit der FH Lausitz sei ein Sparmodell. Foto: dpa

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BTU Cottbus: Die Lausitz streitet über Unifusion

Studierende und Professoren demonstrieren für die Erhaltung der BTU Cottbus. Wissenschaftsministerin Sabine Kunst verteidigt ihren Plan, die BTU mit der FH Lausitz zu fusionieren: "An der BTU muss Grundlegendes geschehen."

Unter Protesten hat Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst ihren Plan verteidigt, die BTU Cottbus und die FH Lausitz in einer neuen Universität aufgehen lassen. Die Neugründung einer gemeinsamen, fusionierten Uni würde die dringend nötige Neuausrichtung der Lausitzer Hochschulen „immens vereinfachen und beschleunigen“, sagte Kunst am späten Montagnachmittag vor der Stadtverordnetenversammlung in Cottbus. Die neue Uni, deren Schwerpunkt die Energieforschung werden soll, würde mit 200 Professoren die zweitgrößte in Brandenburg: „Das ist ein Bekenntnis der Landesregierung für die Lausitz.“

Kunsts Rede wurde mehrfach von lauten Zwischenrufen und höhnischem Gelächter aus dem Plenum unterbrochen. Viele Abgeordnete trugen einen Pullover mit der Aufschrift „We love BTU“, den Studierende der Uni als Protest gegen die Fusionspläne im Internet verkaufen. Zuvor hatten 2000 Studierende und Mitarbeiter der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) mit Plakaten und Trillerpfeifen auf dem Altmarkt der Stadt gegen die Fusion protestiert.

Die Debatte wird umso intensiver geführt, weil die Ministerin mit ihrem Fusionsvorschlag über die Empfehlungen einer Expertenkommission hinausgegangen ist. Die Kommission hatte in einem Gutachten zwar die Leistungen der BTU kritisiert und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen gefordert, unter anderem zwei gemeinsame Fakultäten. Die Eigenständigkeit der Uni und der Fachhochschule solle aber erhalten bleiben. Das bekräftigte der Kommissionsvorsitzende Rolf Emmermann zu Beginn der Versammlung. Die Kommission habe eine Fusion diskutiert, halte diese aber für „komplizierter umzusetzen.“

Kunst entgegnete, sie nehme die Skepsis an ihrem Vorschlag „sehr ernst“. Sie habe aus vielen Gesprächen aber „die Bestätigung mitgenommen, dass an der BTU etwas Grundlegendes geschehen muss“. Der Wissenschaftsrat habe bereits 2002 mehr Zusammenarbeit mit der FH und eine Konzentration auf das Thema Energie gefordert – also genau das, was die Emmermann-Kommission jetzt erneut vorschlage. Geschehen sei seit 2002 aber nichts. Die BTU könne mit Reformen nun nicht eine weitere Dekade warten. Die Fusion werde „kein Sparmodell“ sein, auch solle der Prozess über einen längeren Zeitraum gestaltet werden.

BTU-Präsident Walther Zimmerli wehrte sich erneut gegen die Fusion. Er habe sehr wohl das Gefühl, dass es um „ein Sparmodell zu Lasten der Lausitz“ gehe. Fusionen kosteten immer Geld, Kunst habe nicht erklärt, wo dieses herkomme. FH-Präsident Günter Schulz befürwortete den Plan Kunsts dagegen.

In dem Gutachten sehen die Experten vor allem bei der BTU Handlungsbedarf. Trotz einiger sehr guter Lehrstühle schöpfe die BTU ihr Forschungspotenzial „bei weitem nicht aus“, urteilten die Gutachter. Sie habe kein klares Forschungsprofil entwickelt und sei noch nicht einmal Mitglied in der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats aus dem Jahr 2002 seien „weitgehend verhallt“.  Synergien innerhalb der Uni würden kaum genutzt, der Wille zur Kooperation über Hochschulgrenzen scheine mitunter zu fehlen. „Aufgefallen ist, dass Anspruch und Realität vielfach auseinanderfallen, was sich auch in einer teilweisen unkritischen Selbstwahrnehmung äußert“, resümieren die Gutachter. Die FH wurde dagegen positiv bewertet.

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