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Burschenschaften: Studentenverbindungen verlassen den Dachverband

Die liberalen Studentenverbindungen verlassen nach und nach den umstrittenen Dachverband Deutsche Burschenschaft. Beobachter gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten fast alle 26 Mitglieder der liberalen Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ) austreten und einen eigenen Verband gründen werden.

Mehrere Burschenschaften bestätigen, dass Gespräche laufen. Der liberale Flügel kritisiert seit Jahren die rechtslastige Ausrichtung des Verbandes, der von der ultrakonservativen Burschenschaftlichen Gemeinschaft dominiert wird. Berlins Staatssekretär für Soziales, Michael Büge, hat seinen Austritt aus der Berliner Studentenverbindung Gothia angekündigt, sollte sie weiter in der Deutschen Burschenschaft bleiben.

Büge war unter Druck geraten, nachdem seine Mitgliedschaft in der Gothia im Tagesspiegel problematisiert worden war. Er hatte seine Mitgliedschaft in der Gothia zunächst verteidigt. Mittlerweile wurde die Ernennung Büges zum Beamten auf Lebenszeit im Senat vorerst gestoppt. Die aktiven Mitglieder der Gothia sind erst unlängst aus der ultrarechten Burschenschaftlichen Gemeinschaft ausgetreten. Wie berichtet, hat die Gothia vor kurzem Aufsehen an der FU erregt, als vier vermeintliche Mitglieder in den Farben der Verbindung auf einer akademischen Feier auftraten und es zum Eklat kam.

Walter Tributsch, der Sprecher des Dachverbands Deutsche Burschenschaft, bedauert das Ausscheiden der Verbindungen: „Es tut mir um jeden Einzelnen leid“, erklärte er. Bislang wisse er von sieben oder acht austrittswilligen Burschenschaften. „Wenn es dabei bleibt, ist das zu verkraften.“ Doch auch wenn tatsächlich alle IBZ-Mitglieder austreten würden, sei die Deutsche Burschenschaft mit dann mehr als 80 Burschenschaften weiterhin der stärkste Verband. Den Vorwurf des Rechtsrucks weist Tributsch zurück: „Die Meinungsverschiedenheiten mit der IBZ betreffen eigentlich nur wenige Details.“

Zuletzt war Ende November auf dem außerordentlichen Burschentag in Stuttgart eine Einigung gesucht worden. Dort konnten die Kritiker einige ihrer Forderungen durchsetzen. So wurde der wegen Äußerungen zur NS-Vergangenheit umstrittene Chefredakteur der Verbandszeitung „Burschenschaftliche Blätter“, Norbert Weidner, abgewählt. Außerdem lockerte der Verband die Vorgaben für die Aufnahmebedingungen in eine Studentenverbindung, die sich bislang vor allem an der Deutschstämmigkeit orientierten.

„An der konservativen Ausrichtung des Verbandes hat sich dadurch aber wenig geändert“, erklärt Michael Schmidt, Sprecher der IBZ. Seine Burschenschaft Hilaritas Stuttgart trat darum aus. Als Gründe gab Schmidt mangelnden gegenseitigen Respekt, fehlendes Vertrauen und ein unterschiedliches Werteverständnis an. Es sei dem Dachverband „nicht gelungen, extremistische Äußerungen und Verhaltensweisen, die aus unserer Sicht mit den burschenschaftlichen Grundwerten nicht vereinbar sind, entsprechend zu sanktionieren“. Die Burschenschaften Wartburg Köln, Arminia Hannover und Hansea Mannheim sind ebenfalls ausgetreten. dpa/Tsp

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