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Dr. Ute Gola, Ernährungsmedizinerin in Pankow, findet: Mehr als 5 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs sollte Zucker nicht ausmachen. Das entspricht den neuesten Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.

© Doris Spiekermann-Klaas

Zucker oder Süßstoff?: Das Problem mit der süßen Versuchung

Ist es denn wirklich so schlimm, täglich Zucker zu essen? Zumindest bunkert, wer viel davon zu sich nimmt, jede Menge leerer Kalorien, sagt Ernährungsmedizinerin Ute Gola.

Von Susanne Leimstoll

Wie gefährlich lebt, wer zu viel Zucker zu sich nimmt? Erhöht ein solcher Lebensstil das Risiko, an Diabetes zu erkranken oder, wie eine neue Studie an Mäusen vermutet, an Alzheimer? „Ein strittiges Thema“, sagt Ernährungsmedizinerin Ute Gola. „Die Erkenntnisse dazu sind noch immer spekulativ.“ Dass täglich viel Zucker eine ausgewogene Ernährung stören kann, ist dagegen Fakt. „In raffiniertem Zucker ist nichts drin. Er ist ein reines Kohlenhydrat. Wer 100 Gramm zu sich nimmt, isst zirka 400 leere Kalorien ohne Vitamine, ohne Mineralien“, sagt Ute Gola. Brauner Zucker ist nicht besser, er schmeckt nur anders, weil er weniger rein ist. An die täglichen Süßigkeiten kann man sein Hirn gewöhnen. Süßes vermittelt ein Wohlgefühl, das man aus der Kindheit kennt und entspannt bei Stress. Nun essen ja selbst Süß-Junkies den Zucker nicht pur in Würfeln. Aber wer etwa den Durst mit Softdrinks löscht und sich dazu ein paar Teilchen vom Bäcker gönnt, schafft die hohe Dosis spielend und wird doch nicht richtig satt. „Es ist eine ernst zu nehmende Hypothese, dass allzu einseitige Ernährung auch etwas mit Sättigung zu tun hat. Wenn uns etwas fehlt, suchen wir weiter nach Essen“, sagt Gola. Also besser auf Zuckerersatzstoffe wie Fruchtzucker oder Sorbit ausweichen? Klappt nicht. Die enthalten zwar keine Saccharose, haben aber viele Kalorien. „Fruchtzucker fördert Leberverfettung und begünstigt die Insulinresistenz“, sagt Gola. Dann eben Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin oder Stevia? Die schmecken bloß nicht jedem und sind oft schwer zu dosieren. „Ich würde nicht empfehlen, Zucker komplett durch Süßstoffe zu ersetzen“, sagt Ute Gola. Wer zum süßen Light-Dessert greift, hat zwar ein gutes Gewissen, neigt aber dazu, zwei zu nehmen. Aromatisiertes Mineralwasser mit Süßstoffen kann dagegen ein Kompromiss für alle sein, die auf süße Getränke nicht verzichten wollen. Das ist immer noch besser für die sportliche Linie als eine große Menge Fruchtsaft. „Der hat schon von Natur aus viel Zucker.“ Sollte man also auf Zucker ganz verzichten? Muss nicht sein. Beim Sonntagskuchen-Rezept kann man den Zuckeranteil verringern und auf Fertig-Backmischungen verzichten, bei Schokolade die mit hohem Kakaoanteil wählen. Die Faustformel lautet schlicht: Auch bei Süßigkeiten auf Qualität zu achten, ist die Basis einer gesunden Ernährung.

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