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Die Metropole im Blick. Die Universidade de São Paulo baut ein Stadtforschungszentrum auf – in Kooperation mit der HU.

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Berlin und die brasilianische Megacity: Die HU Berlin tut sich mit der Uni São Paulo zusammen

Die Humboldt-Universität schließt eine strategische Partnerschaft mit der brasilianischen Universität Sao Paulo.

Wenn Talja Blokland in Wedding oder Zehlendorf unterwegs ist, um mit Müttern zu sprechen, ist das kein Freizeitvergnügen für sie. Die Professorin für Stadt- und Regionalsoziologie hat ein wissenschaftliches Interesse an ihren Gesprächspartnerinnen. Sie will herausfinden, welche Möglichkeiten der Kinderbetreuung oder der Freizeitgestaltung den Frauen in ihrer Nachbarschaft zur Verfügung stehen. „Da zeigen sich selbst in einem Sozialstaat wie Deutschland deutliche Unterschiede“, sagt die gebürtige Niederländerin.

Seit einiger Zeit kann sie ihre Erkenntnisse aus Berlin aber auch mit denen aus „einem extrem anderen Umfeld“ vergleichen – dank einer engen Kooperation mit Stadtforschern von der Universität São Paulo. São Paulo ist eine der Megastädte dieser Welt, im Stadtgebiet leben rund zwölf Millionen Menschen, in der Metropolenregion rund 20 Millionen. Durch den Dialog könne man vieles voneinander lernen und ein neues Verständnis von Veränderungsprozessen in der Stadt gewinnen, auch zu Themen wie Migration oder Wohnungsbau, sagt Blokland.

Künftig können vom Austausch zwischen den beiden Universitäten viele weitere Wissenschaftler profitieren. Vor wenigen Tagen haben die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universidade de São Paulo (USP) eine Profilpartnerschaft besiegelt. „Die bisherige gute Zusammenarbeit heben wir damit auf ein neues Level“, sagt Judith Wellen, Leiterin der Stabsstelle Internationalisierung der HU. „Mit der USP haben wir jetzt einen exzellenten Partner in Südamerika.“ Analog zu den beiden anderen Profilpartnerschaften der HU – mit der Princeton University in den USA und der National University of Singapore – werde nun die Kooperation in den Bereichen Forschung, Lehre und Governance bilateral strategisch ausgebaut. Auch für Studierende steht ein erweitertes Kontingent an Austauschplätzen zur Verfügung.

Die USP gilt als die Top-Universität in Lateinamerika. „Sie ist ein international stark umworbener Partner mit einem der HU sehr ähnlichen Profil“, sagt Nina Mikolaschek, die in der Stabsstelle Internationalisierung für die neue Partnerschaft zuständig ist. Sie sei künftig ein Tor in die Region Südamerika. Im Gegenzug bezeichnet die USP die HU als ihre „Referenz in Deutschland“.

Die Zusammenarbeit zwischen der HU und der USP erstreckt sich bereits auf viele Bereiche. Zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaforschung wurde zwischen den beiden Partnern bereits vor vier Jahren das erste deutsch-brasilianische Graduiertenkolleg ins Leben gerufen. Zudem baut die USP derzeit ein Stadtforschungszentrum auf – ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität. Und in der Metropolenforschung beispielsweise bestehen auch enge Kontakte im Bereich Urban Gardening. „Darin erforschen unsere Kollegen aus den Lebenswissenschaften unter anderem, wie die Menschen in einer Metropole Kleingärten für die Verbesserung ihrer Lebensqualität nutzen können“, sagt Talja Blokland.

HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz hat die USP im Frühjahr besucht, gemeinsam mit seinem Amtskollegen Marco Antonio Zago besuchte er eine Konferenz zu Herausforderungen der Globalisierung. Der Präsident der HU ist als einer von sechs Hochschulchefs im kommenden Jahr zum exklusiven Strategietreffen USP 2024 eingeladen. Dort sollen Konzepte und Herausforderungen einer „World-class university“ im 21. Jahrhundert diskutiert werden.

- Dieser Text erschien in der Beilage "Humboldt-Universität 2015".

Roland Koch

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