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Auf vielen Demonstrationen zum Gaza-Krieg, hier im spanischen Valencia, wird Israel eine Politik der Apartheid gegen Palästinenser vorgeworfen.

© dpa/Europa Press/Jorge Gil

Tagesspiegel Plus

Die Komplexität eines Kampfbegriffs: Ist Israel ein Apartheidstaat?

Stimmt der Vorwurf, Israel handele in Palästina wie einst die Buren in Südafrika? Es hilft der Blick in die Historie und rechtliche Dimension der Apartheid sowie auf Israels Politik im Westjordanland.

Von Konstantin Sakkas

Der Begriff Apartheid, niederländisch: Getrenntheit, wird vor allem mit Südafrika seit den 1940er Jahren in Verbindung gebracht. Er bezeichnet die Praxis der rassistisch motivierten Separation von Staatsbürgern ein und desselben Staates.

Als sich seit den Vierzigerjahren die niederländischen Siedler (Buren) in Südafrika von der Oberhoheit des British Empire emanzipierten, wurden sie selbst von Bürgern zweiter zu Bürgern erster Klasse, wollten dieses neugewonnene Privileg aber nicht mit der indigenen schwarzen Bevölkerung teilen. Die Folge war eine rechtlich (über Heiratsverbote) verankerte rassistische Segregation, die erst 1994 abgeschafft wurde.

Die Apartheid ähnelte der Rassentrennung in den USA, mit einem entscheidenden Unterschied: Behielten geborene Schwarze in den USA formal das volle Bürgerrecht (was sich in dem Euphemismus „separate but equal“ ausdrückte), versuchte die Regierung Südafrikas, das 1961 von Großbritannien unabhängig wurde, die Schwarzen Bevölkerungsteile in Territorien mit eigener Hoheit, Bantustans, abzudrängen: Wer Bürger eines solchen Bantustans wurde, verlor die südafrikanische Staatsbürgerschaft. Faktisch waren die Bantustans aber von dem „weißen“ Überstaat abhängig.

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