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Liberia ist frei von Ebola

© Ahmed Jallanzo, dpa

Lehren aus Ebola: Die WHO reagierte zu spät, zu unkoordiniert, zu zahnlos

Die Weltgesundheitsorganisation kann derzeit nur schlecht auf Notfälle reagieren. Das habe Ebola gezeigt, schreibt ein unabhängiges Expertengremium. Die WHO müsse daher reformiert und gestärkt werden.

Mehr als 11 000 Menschen sind bisher an Ebola gestorben und noch immer ist das Virus nicht besiegt. „Die Krise hat gezeigt, dass die Welt schlecht auf die nächste große Epidemie vorbereitet ist“, sagt Lawrence Gostin von der Georgetown University in Washington. Das sei nicht nur der Schwäche der WHO, sondern auch mangelhafter Kooperation der Mitgliedsstaaten geschuldet. Zu diesem Schluss kommt ein Zwischenbericht, den ein unabhängiges Expertengremium kurz vor der Weltgesundheitsversammlung vorlegte. Man dürfe keinesfalls weitermachen wie bisher, sondern müsse die Strukturprobleme beseitigen.

Bis September 2014 sei die lokale Bevölkerung zu wenig aufgeklärt und in die Bekämpfung der Seuche einbezogen worden. Statt die Hilfe medizinischer Anthropologen anzunehmen, seien trostlose Botschaften über Ebola verbreitet worden. Das ohnehin vorhandene Misstrauen gegenüber den Behörden wurde ignoriert. Dieses Vorgehen rächt sich: Noch immer gibt es Dörfer, die abschotten.

Viele Mitgliedsstaaten beachteten die „International Health Regulations“ nicht. Anfangs zögerten die betroffenen Länder, die von ihnen gesammelten Daten weiterzugeben, um nicht isoliert zu werden. Diese Angst habe sich als begründet erwiesen. Denn der Aufruf, Handel und Reiseverkehr nicht unnötig einzuschränken, wurde von den meisten Staaten ignoriert. Die verworrene Datenlage erschwerte es jedoch der WHO, einen internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Zwischenzeitlich waren Nichtregierungsorganisationen vor Ort weitgehend allein mit der Aufgabe, sich der Epidemie entgegen zu stemmen – und die WHO hatte keine klare Regeln zur Zusammenarbeit mit ihnen. Insgesamt herrsche Einigkeit darin, dass die Organisation nicht gut auf Notfälle reagieren könne und zu spät Hilfe innerhalb der UN gesucht habe.

Nun sei „ein historischer Moment“, der WHO neue Relevanz zu verleihen und sie zu stärken, auch finanziell. Gleichzeitig müsse sie sich grundsätzlich reformieren. Im Notfall – egal ob es um eine Seuche oder eine humanitäre Katastrophe geht – müsse es eine klare, durchsetzungskräftige Hierarchie geben, um schnelle Entscheidungen zu treffen. Neben einem WHO-Kernteam solle es eine „Global Emergency Work Force“ und ein Notfallbudget geben, die schnell mobilisiert werden können. Damit sie eine Epidemie eindämmen können, bevor sie außer Kontrolle gerät, sei ein mehrstufiges Warnsystem nötig. Die Zusammenarbeit mit Partnern müsse dringend vorab geregelt werden.

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