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Einstein-Stiftung Berlin: Gäste begeistert von reicher Forschungslandschaft

Berlin - arm, aber sexy? Als die Einstein-Stiftung jetzt ihre ersten Gastprofessoren begrüßte, zeigte sich: Man schätzt die guten Arbeitsbedingungen an Berliner Unis und fürchtet Kürzungen eher im eigenen Land.

„Wait and see“ ist die Devise bei den Geisteswissenschaftlern in Cambridge, sagt Althistorikerin Liba Taub. In ganz Großbritannien wird bei den Humanities gekürzt, den Eliteforschern bleibt nichts übrig, als abzuwarten, ob es auch sie trifft. Doch jetzt ist Liba Taub, Expertin für antike Meteorologie, erst einmal in Berlin. Als Gast der Einstein-Stiftung verbringt sie ihr Sabbatical beim Großforschungsvorhaben Topoi von Freier Universität und Humboldt-Uni, in dem es um Raumvorstellungen in der Antike geht.

Berlin, ein Zufluchtsort für potenzielle britische Sparopfer: Das ist eine neue Perspektive für die unterfinanzierten Unis. „Wenn sie bei uns die Alte Welt zur Strecke bringen, wird es Jahrhunderte dauern, das wieder aufzubauen“, sagt Taub. Berlin sei dagegen zum „Mittelpunkt des Universums für die Antikeforschung“ geworden, dank des Topoi-Clusters und des neu gegründeten Antike-Kollegs, in dem sich alle einschlägigen Forschungseinrichtungen und Staatlichen Museen zusammenschließen. Als Taub vor Jahren schon einmal hier war, wurde ihr im Keller des Ägyptischen Museums das Fragment eines astrologischen Kalenders gezeigt. Nun will sie es mit ihren Berliner Kollegen analysieren und weitere Stücke suchen.

Acht „Einstein Visiting Fellows“ hat die Stiftung jetzt mit einem Festakt begrüßt, elf werden es in diesem Jahr. Über zwei Jahre sollen sie mehrfach an ihre Partnerunis kommen, gemeinsam mit Berliner Forschern neue Ansätze verfolgen.

Raymond Dolan vom Center for Neuroimaging am University College London etwa will in Kooperation mit Michael Pauen von der Berlin School of Mind and Brain die losen Fäden zwischen Psychiatrie und Neurowissenschaft neu verknüpfen. David James Mooney von der School of Engineering in Harvard und Georg Duda von der Charité-Graduiertenschule für Regenerative Therapien arbeiten an Mechanismen, mit denen man im Körper Zellen neu programmieren kann, anstatt sie dem Menschen zu entnehmen und im Labor zu Stammzellen zu machen. Wendelin Werner, Mathematiker an der Université Paris-Sud, lobt die Einladungspolitik der Einstein-Stiftung: „Sie geben kein Korsett vor, sondern die Freiheit, zu arbeiten, woran wir wollen.“

Und alle Gäste bescheinigen der Berliner Wissenschaft, mittlerweile international in der ersten Liga mitzuspielen. Das hört der neue Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Matheon-Gründer Martin Grötschel, gerne. Die Einstein-Fellows könnten die vorhandene Exzellenz aber „noch weiter mit der Welt draußen verknüpfen“. Für jeden Gast bekommen die Unis jährlich 150 000 Euro für Ausstattung, Unterbringung, Honorare und Reisekosten für die Fellows, die damit aber auch Reisen ihrer Doktoranden und Postdocs nach Berlin und von Berliner Gästen an ihre Heimatunis zahlen.

Die Stiftung soll nicht nur gute Leute holen, sondern sie auch in Berlin halten. Gelungen ist das bei dem Neurowissenschaftler Dietmar Schmitz (Charité), der die erste Einstein-Professur erhalten hat. Gegen Abwerbeversuche brachte die Stiftung 850 000 Euro für neue Geräte in Stellung, die Charité legte etwas drauf – und Schmitz bleibt vorerst in Berlin.

Prominentester Gast soll der chinesische Künstler Ai Weiwei werden, der im Mai auf eine von der Einstein-Stiftung finanzierte Professur an der Universität der Künste berufen wurde. Doch Ai Weiwei ist weiterhin von der chinesischen Regierung inhaftiert. Die Stiftung hoffe, dass Ai Wei Wei seine Gastprofessur bald antreten könne, sagt Geschäftsführerin Marion Müller auf Anfrage.

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