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Harald Lesch

© dpa

Auszeichnung: Entertainer der Physik

Harald Lesch erhält die Urania-Medaille. Natürlich hält er bei dieser Gelegenheit einen Vortrag - in seiner gewohnt gestenreichen und mitreißenden Art.

Mit den Händen fuchtelnd erklärt er, wie Sterne, Planeten und Elektronen funktionieren - so kennen Fernsehgucker den Astrophysiker Harald Lesch. Im ZDF moderiert er „Abenteuer Forschung“ und „Leschs Kosmos“. Für die Popularisierung der Wissenschaft hat er schon mehrere Preise erhalten. Am Montagabend kam ein weiterer hinzu: Bei einer Feier wurde ihm von der Urania-Vorstandsvorsitzenden Jutta Semler die Urania-Medaille verliehen. Damit zeichnet der Verein Prominente aus, die sich über ihr Fach hinaus für Bildung und Aufklärung engagieren. Lesch steht jetzt in einer Reihe mit Simon Rattle und Richard von Weizsäcker.

„Aufklärung pur“ nannte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in seiner Festrede, was Harald Lesch seinen Zuschauern bietet. Der Physiker sei kein Oberlehrer, sondern ein Entertainer: „Der Geist ist ständig in Bewegung – der Mann auch“. Eine Beobachtung, die der Laudator, der Berliner Theologe, Philosoph und Politiker Richard Schröder, nur zu gerne aufgriff: Die Körpersprache sei Leschs Markenzeichen, an ihm sei ein Schauspieler verloren gegangen. „Er kann 15 Minuten am Stück vortragen und man hört ihm zu.“

Der Preisträger durfte sich nicht nur den Laudator, sondern auch die musikalische Begleitung des Abends aussuchen: das Jazz-Ensemble „Quadro Nuevo“. In seinem Festvortrag tänzelte er dann über die Bühne und machte mit dem Publikum eine kleine Reise von der Gegenwart zum Urknall. Von der staunenswerten Tatsache, dass wir überhaupt Sterne sehen können, die Millionen Lichtjahre entfernt sind, ging es zum roten Licht von den entferntesten Galaxien. Die „Rotverschiebung“ war einst Edwin Hubble aufgefallen. Sie ist laut Lesch ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich das Universum ausdehnt – und darauf, dass es einen Urknall gegeben haben könnte. Überreste des Urknalls registrieren die Menschen auch heute noch. Das „Hintergrundrauschen“ in der elektromagnetischen Strahlung ist ein starkes Indiz dafür, dass die Theorie stimmt.

Lesch nutzte den Abend auch, kabarettreif in die politische Sphäre abzuschweifen. In der Quantenphysik, so erklärte er, ist die Realität nicht eindeutig: Es sei mal so und mal so. „Das ist eine sehr politische Theorie, mit Gestaltungsspielraum.“ Das war offenkundig auf die beiden anwesenden Regierenden Bürgermeister gemünzt – neben Wowereit war auch Eberhard Diepgen im Saal.

Der Physiker erzählte auch von seinem Arbeitsort in dem Münchner Stadtteil Bogenhausen. In dem Villenviertel ist die Universitätssternwarte der Ludwig-Maximilians-Universität angesiedelt. Lesch lehrt als Professor am Institut für Astronomie und Astrophysik; darüber hinaus unterrichtet er Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie, ebenfalls in München. Das schlägt sich auch in seinen Fernsehsendungen nieder, in denen der Physiker zuweilen auf philosophische Aspekte zu sprechen kommt.

Nebenbei machte Lesch an dem Abend eine spannende Ankündigung für alle Berliner. Im kommenden Jahr wolle er die Kosmos-Vorlesungen von Alexander von Humboldt an drei Abenden „auf den neuesten Stand bringen“. In der Urania natürlich. Die Vorträge des neuen Medaillenträgers dürften in deren 125. Jubiläumsjahr ein besonderer Höhepunkt werden.

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