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Evolution: Männliche Tiere, die um ihre Partnerinnen kämpfen, sind zum frühen Tod verdammt

Je polygamer eine Spezies ist, desto eher überleben die Weibchen die Männchen.

Männer haben es schwer: Sie altern schneller und sterben früher als Frauen. Die Forschung vermutet, dass diese Eigenschaft auf ein früheres Paarungsverhalten der Menschheit zurückzuführen ist. Mehrere Erklärungen sind für die unterschiedliche Lebenserwartung von Männern und Frauen vorgeschlagen worden. Sie könnte dadurch bedingt sein, dass Testosteron Altern auslöst. Sie könnte auch evolutionäre Ursachen haben: Der frühe Tod der Männer könnte den Druck auf wertvolle Ressourcen verringern; er könnte beispielsweise zum Erhalt der Spezies beitragen. Vielleicht hat sie auch etwas mit dem Paarungsverhalten zu tun. Oberflächliche Beobachtungen haben bisher ergeben, dass Polygyny ein weit verbreitetes Charakteristikum unter den Spezies ist, in denen die Männchen früher sterben als die Weibchen, z.B. Rotwild, Löwen und Seeelefanten. Bei monogameren Spezies, so Bewick Schwänen oder Meerkatzen, findet man keine geschlechtsspezifische Lebenserwartung. Daher zogen Tim Clutton-Brock und Kavita Isvaran von der Cambridge University Daten zur Überlebenserwartung und Beschreibungen des Paarungsverhaltens für beide Geschlechter heran, um diese These zu überprüfen. Bei monogamen Spezies fanden sie keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in Bezug auf Vermehrungsphase, jährliche Sterblichkeitsrate und Altern. Bei den übrigen Spezies galt jedoch, je polygamer eine Art, desto kürzer die Lebenserwartung der Männchen und die Dauer ihrer Vermehrungsphase, berichtete das Team in Proceedings of the Royal Society of London B (1). Bei polygamen Rothirschen z.B. liegt die Lebenserwartung Männchen bei 75 % derer der Weibchen und sie haben eine effektive Vermehrungsphase, die weniger als halb so lang ist wie die der weiblichen Tiere. Bei Schwänen, die sich in der Regel fürs Leben binden (mit einer Scheidungsrate von nur 6 %), sind Vermehrungsphase und Lebenserwartung nahezu gleich.

Kämpfe darum

Die Forscher vermuten, dass die Evolution bei Tieren, die um ihre Partner kämpfen, die Entwicklung von Charakteristika begünstigt, die helfen, solche Kämpfe zu gewinnen (z.B. Aggression oder das Wachstum von Geweihen), die aber zu Lasten einer langen Lebenserwartung gehen. "Wir brauchen mehr Langzeitstudien mit einzelnen Tieren über ihre gesamte Lebensdauer, um dieses Phänomen besser verstehen zu können", sagt Clutton-Brock. "Die Ergebnisse können zusammengefasst werden als: Kämpfe hart und stirb nicht nur jung, sondern sei zum jung Sterben geboren", sagt Steven Stearns von der Yale University in New Haven, Connecticut. Es ist noch unklar, inwieweit sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Doch frühere Studien haben gezeigt, dass erhöhte Testosteronspiegel in Primaten und Menschen das Immunsystem schwächen, um gering vorhandene Ressourcen z.B. in Muskelmasse umwandeln zu können, die in Paarungswettkämpfen vorteilhaft sein könnten. "Diese Ergebnisse können zusammengefasst werden als: Machoverhalten macht dich krank. Das ist die Art Botschaft, die jeder versteht, und die einige dazu anregen sollte, ihren Lebensstil zu überdenken", fügt Stearns hinzu. In der Vergangenheit wurden die meisten Alterungsstudien an Modellorganismen wie Fruchtfliegen und Mäusen im Labor durchgeführt, sagt Stearns. "Es ist fantastisch, diese Ergebnisse jetzt auf Organismen in ihrem natürlichen Umfeld angewandt zu sehen." "Als nächstes möchte ich Studien über Spezies sehen, in denen Paarungswettkämpfe eher unter den Weibchen als unter den Männchen ausgetragen werden, wie beim Flussuferläufer und einigen Arten der Seenadel", fügt Clutton-Brock hinzu.

(1) Clutton-Brock, T. H. & Isvaran, K. Proc. R. Soc. Lond. B doi:10.1098/rspb.2007.1138 (2007).

Dieser Artikel wurde erstmals am 16.10.2007 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news2007.169. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Matt Kaplan

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