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Tee hat bei der ayurvedischen Ernährung eine große Bedeutung.

© imago/ZUMA Press

Reine Formsache Folge 4: Ayurvedisches Verdauungsfeuer

Die Verdauung spielt im Ayurveda eine zentrale Rolle. Kalte Getränke sind tabu, Gewürzmischungen wirken stärkend.

„Agni“ bedeutet in der ayurvedischen Lehre: Verdauungsfeuer. Und das spielt eine zentrale Rolle. Bei der Ernährung helfen Gewürze, es zu beeinflussen.

Eine schwächelnde Verdauung kann verschiedene Gründe haben: Stress im Alltag, schlechte Lebens- oder Essgewohnheiten, man weiß das. Dabei ist eine gesunde Verdauung wichtig für ein starkes Immunsystem. Die ayurvedische geht da weiter als andere Ernährungslehren. „Das Verdauungsfeuer wird schon gelöscht, wenn wir kalte Lebensmittel zu uns nehmen“, sagt Ernährungsberaterin Elisa Kallaus aus Friedrichshain. „Auch Wasser, das am besten gleich morgens und über den gesamten Tag verteilt getrunken werden sollte, muss heiß sein, zumindest aber Zimmertemperatur haben.“

Trinken und Essen würden im Ayurveda ohnehin recht streng voneinander getrennt, ergänzt Erhard Schnalke, ayurvedischer Gesundheits- und Ernährungsberater in Prenzlauer Berg. „Mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen sollte nicht mehr getrunken werden, außer, jemand hat Verdauungsprobleme. Dann aber wirklich nur ein Glas heißes Wasser.“ Wer beim Essen trinke, schwäche die Verdauungssäfte, die Zersetzung der Nahrung werde erschwert. Ist das „Verdauungsfeuer“ geschwächt, könnten sich Giftstoffe im Körper absetzen.

„Ich mag den inzwischen gängigen Begriff Schlacke aber überhaupt nicht. Denn die gibt es ja nicht wirklich“, sagt Elisa Kallaus. „Was man damit ausdrücken will, heißt im Ayurveda ,Ama’, so viel wie ,Unverdautes’.“ Zuviel davon löse Störungen im Körper aus, gelte als Vorstufe einer Erkrankung. Ayurveda beschränkt sich dabei nicht nur auf körperliche Beschwerden, „Ama“ betrifft auch den Geist, „unverdaute Gedanken“, also alles, was die Seele belastet. Es gibt klassische indische Gewürzmischungen, die die Verdauung stärken. Dazu gehören Ingwer, Kurkuma, Kreuzkümmel und Koriander, mittlerweile in fast jedem Geschäft zu haben. Der Langschotenpfeffer Pippali ist schon schwerer erhältlich, allenfalls in guten Gewürzläden. „Es gibt aber auch europäische Äquivalente mit ähnlicher Wirkung, wie gängige Pfeffersorten, Basilikum, Pfefferminze oder Nelke“, sagt Elisa Kallaus. Pfeffer und Pfefferminze zum Beispiel regten (den Appetit) an, Basilikum wirke stressreduzierend, Nelke stärke das Immunsystem.

Die Kraft zur Gesunderhaltung durch „Agni“ kennt man auch im Yoga. „In Yoga-Texten steht sogar, dass man Gift essen könne und nicht daran stirbt, wenn das Verdauungsfeuer nur gut brennt“, sagt Elisa Kallaus. Empfehlen würde sie das allerdings nicht.

Erhard Schnalke, www.ayurveda-wellnesszentrum.de

AYURVEDISCHER ERKÄLTUNGSTEE

Zutaten
1 Schalotte
2 bis 3 Pfefferkörner
1 Stück frischer Ingwer
2 bis 3 Kapseln Kardamom, etwas Rohrzucker

Zubereitung

Schalotte fein würfeln, Ingwer in Streifen schneiden. Beides mit den Pfefferkörnern und dem Kardamom – je nach Geschmack – mit etwas Rohrzucker süßen, das Ganze mit zwei Gläsern Wasser aufkochen und über den Tag verteilt trinken. Wer möchte, kann noch ein frisches Basilikumblatt dazugeben.

Alle Teile der Tagesspiegel-Serie "Reine Formsache" finden Sie hier.

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