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Forschung: Der Nutzen der Schizophrenie

Die Schizophrenie ist mit anderen Genen gekoppelt. Die krankmachenden Anlagen fördern auch Kreativität und Flexibilität.

Die Veranlagung für Schizophrenie ist eine Art Nebenwirkung, die mit der Entwicklung der geistigen Fähigkeiten des Menschen einhergeht. Da die Krankheit selbst keinen Überlebensvorteil bietet, sondern die Chancen auf Nachwuchs sogar vermindert, muss die Veranlagung mit anderen Fähigkeiten gekoppelt sein, die diesen Nachteil mehr als wettmachen. Nur so lasse sich erklären, dass die Schizophrenie entgegen den Regeln der Evolutionstheorie weltweit immer noch sehr häufig ist, schreiben Forscher um Bernard Crespi (Simon-Fraser-Universität in Burnaby, Kanada) online im Journal „Proceedings of the Royal Society B“.

Schizophrenie ist eine psychische Krankheit, die weltweit etwa bei einem Prozent der Menschen auftritt. Sie geht mit schweren Wahnvorstellungen, Halluzinationen und unkontrollierbaren Gefühlszuständen einher. Wie sie genau entsteht, ist noch unbekannt. Klar ist, dass die Veranlagung auf verschiedenen Genen beruht. Crespi und Kollegen haben nun Struktur, Häufigkeit und Veränderungsrate von Genen, die mit Schizophrenie in Verbindung gebracht werden, mit anderen Erbgutabschnitten verglichen. Dabei zeigte sich, dass besonders drei Gene namens DISC1, Dysbindin und Neuregulin eindeutige Spuren einer Selektion zeigten. Demnach müssen sie sich nach klassischem Verständnis also entweder selbst positiv für den Träger ausgewirkt haben, oder sie sind mit anderen Genen gekoppelt, die einen Vorteil bieten und damit den Nachteil der Schizophrenie-Veranlagung ausgleichen.

Alle drei Gene beeinflussen die Struktur des Gehirns, und zwar vor allem die Hirnregionen, die sich während der menschlichen Evolution am meisten verändert haben, erklären die Forscher. Vermutlich gibt es eine Kopplung zwischen ihnen und Erbgutbereichen, die Kreativität und geistige Flexibilität prägen. ddp

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