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Entspannt. Das warme Wasser hilft gegen Schmerzen. Doch es birgt auch Keime, die zu einer Infektion führen können.

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Gefahr durch Infektionen: US-Mediziner kritisieren Wassergeburten

Keime im Gebärbecken: Ärzte warnen vor Infektionen von Mutter und Kind. Unmittelbar vor der Geburt sollten Frauen die Wanne verlassen.

Die Wassergeburt gilt als ursprüngliche und sanfte Geburtsmethode. Während Befürworter des Verfahrens echte Nachteile bestreiten, kommt eine Gruppe von US-Experten zu einem etwas anderen Urteil. Es könne Vorteile für die Schwangere haben, während der ersten Geburtsphase in der Badewanne zu sitzen, heißt es in einer Stellungnahme amerikanischer Geburtshelfer und Frauenärzte. Das Sitzen oder Liegen in warmem Wasser helfe der Frau, sich während der Eröffnungsphase zu entspannen und könne Schmerzen lindern.

Wassergeburt nur nach sorgfältiger Aufklärung

Kritisch sehen die Fachleute dagegen die Wassergeburt, wenn es um die zweite Phase geht, die als Austreibungsperiode bezeichnete eigentliche Geburt. Die Wassergeburt habe keinen Vorteil für Mutter und Kind und könne für das Neugeborene seltene, aber erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Die Mediziner empfehlen, die eigentliche Wassergeburt nur im Rahmen wissenschaftlicher Studien anzubieten, bei denen die Schwangeren zuvor sorgfältig aufgeklärt werden und zustimmen müssen.

Nach Ansicht der Experten vom American College of Obstetricians and Gynecologists und der American Academy of Pediatrics mangelt es sowohl an solider Grundlagenforschung, mit der sich Vorteile der Wassergeburt begründen ließen, als auch an guten Studien, in denen Wasser- und herkömmliche Geburt in Kliniken verglichen wurden. In den Untersuchungen zur ersten Geburtsphase zeige sich, dass das Wasserbad Schmerzen lindern könne und dementsprechend weniger Schmerzmittel erforderlich mache. Die Dauer der Geburt verkürze sich um eine halbe Stunde. Doch sei schwer zu entscheiden, ob nicht auch andere Faktoren beitragen, etwa eine besondere Pflege. Bei Komplikationen wie Verletzungen und Blutungen unter der Geburt oder der Notwendigkeit eines Kaiserschnitts zeigten sich keine Unterschiede.

Abriss der Nabelschnur

Bei der eigentlichen Geburt habe das Gebärbecken keine handfesten Vorteile für Mutter und Kind. Lediglich in einer Studie habe sich gezeigt, dass Frauen nach der Wassergeburt zufriedener waren. Sorgen bereiten den Medizinern Fallberichte, die ein erhöhtes Risiko für mütterliche und kindliche Infektionen oder einen Abriss der Nabelschnur während der Geburt nahelegen.

Der Tauchreflex schützt in der Regel das Neugeborene davor, im noch untergetauchten Zustand Wasser einzuatmen. Aber dieser Reflex ist offenbar nicht so „wasserdicht“ wie angenommen. Bei geschwächten oder gestressten Kindern kann er ausbleiben, das Neugeborene bekommt dann keimhaltiges Wasser aus der Badewanne in die Lungen.

Wolfgang Henrich, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin an der Berliner Charité, hält die Stellungnahme für einen „wichtigen Beitrag“. Aus seiner Sicht hat sich ein Entspannungsbad während der ersten Geburtsphase bewährt, sofern die medizinische Überwachung gewährleistet ist. Ebenso wie die amerikanischen Experten sieht Henrich die eigentliche Wassergeburt jedoch kritisch. Vor allem die Keimbelastung und Einatmung des Wassers könne zum Problem für das Baby werden.

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