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Gegen Radikalisierung von Jugendlichen: EU will mehr demokratische Werte vermitteln

EU-Bildungskommissar Tibor Navracsics und die EU-Bildungsminister wollen gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um Jugendliche von der religiösen und politischen Radikalisierung abzuhalten.

In nahezu allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wachse der Extremismus unter jungen Menschen, sagte Tibor Navracsics am Dienstag in Berlin. Dieses Problem dürfe man nicht der Sicherheitspolitik überlassen.

In den vergangenen Jahren sei der Bildungsbegriff zu sehr auf die Arbeitsmarkttauglichkeit von Jugendlichen verengt worden, sagte Navracsics. „Jetzt müssen wir umsteuern und den Fokus wieder mehr auf die Vermittlung von demokratischen Werten, Toleranz, Menschenrechte und auf das soziale Miteinander legen.“ Besonders nach den Anschlägen in Paris und Dänemark zu Beginn des Jahres sei ein Umdenken nötig.

Für alle Jugendliche gleiche Chancen

Mitte März haben die EU-Bildungsminister in Paris eine entsprechende Erklärung verabschiedet, wohl wissend, dass die Bildungssysteme in der Europäischen Union unterschiedlich sind und die Bildungspolitik in vielen Ländern föderal organisiert ist. „Wir müssen es wenigstens versuchen“, sagte Navracsics.

Ganz oben auf der Agenda der Bildungsminister steht die Bemühung, allen Jugendlichen die gleichen Chancen einzuräumen. Auch die interkulturelle und interreligiöse Bildung soll stärker in den Vordergrund rücken. „Je mehr sich Jugendliche abgelehnt fühlen von der Gesellschaft, je frustrierter sie sind und je mehr sie den Werten der Gesellschaft misstrauen, umso anfälliger sind sie für radikales Gedankengut“, sagte Navracsics. Bei seinem Besuch in Berlin traf er sich mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), der Präsidentin der Kultusministerkonferenz Brunhild Kurth (CDU) und Bildungsstaatssekretär Thomas Rachel, um weitere Schritte auszuloten. Bis zum Herbst soll ein Konzept ausgearbeitet sein.

Die Lehrkräfte haben eine Schlüsselrolle

Den Lehrkräften kommt aus Sicht von EU-Bildungskommissar Navracsics eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von Radikalisierung zu. Man könne nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen, dass die Familien soziale und demokratische Werte vermittelten.

Lehrer müssten verstärkt dafür ausgebildet werden, die Gefahr einer Radikalisierung zu erkennen und möglichst früh darauf zu reagieren. Ziel sei auch, dass alle EU-Länder die Themen Demokratieförderung und Entradikalisierung in ihre nationalen Curricula aufnähmen und sich Schulen innerhalb der EU mehr vernetzten. Um die Bemühungen finanziell zu unterstützen, soll das Bildungsförderprogramm „Erasmus“ für Lehrer, Studenten und Auszubildende gezielter auf Demokratieförderung ausgerichtet und Gelder sollen umgeschichtet werden, kündigte Navracsics an.

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