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Wissen: Gemischte Bachelor-Bilanz

Wer nicht abbricht, studiert zufrieden weiter

Heute hui, morgen pfui? Noch am Montag hatte das Hochschule-Informationssystem (HIS) in Hannover den Bachelorabschluss gejubelt. Die Studierenden in Bachelorprogrammen seien zufriedener als jene, die traditionell nach Diplom, Magister oder Staatsexamen strebten. Nur drei Tage später meldeten sich die HIS-Experten erneut zu Wort. Nach einer Auswertung von Abbrecherquoten warnten sie nun vor „problematischen Bedingungen“ beim Bachelor. Während im Schnitt an Universitäten 20 Prozent der Hochschüler ihr Studium abbrechen würden und an Fachhochschulen 22 Prozent, seien es in Bachelor-Fächern 25 und 39 Prozent.

Für Studentenvertreter ist das eine „ernüchternden Bilanz“, für die Hochschulrektorenkonferenz „ein Schlag“ – und die Uni Bochum als Bachelor-Pionier wehrte sich gegen die Abbrecherthese. Schließlich waren die meist sechs Semester dauernden Bachelorstudiengänge eingeführt worden, um Studenten schnell zu einem ersten Abschluss zu führen und die Zahl der Abbrecher zu senken.

Gelassener blieben die Experten beim HIS. Die eher unzufriedenen Abbrecher würden bei der Umfrage zur Studienzufriedenheit nicht mehr erfasst, sagte HIS-Sprecher Theo Hafner. Und beim genauen Blick auf die Aussagen zur Zufriedenheit zeigt sich: 46 Prozent der BA-Studenten sind mit dem Studium zufrieden, bei den alten und anderen Abschlüssen sind es mit 43 Prozent ohnehin nur ein paar Prozentpunkte weniger. Unterschiede gibt es vor allem zu den sehr viel zufriedeneren Master-Studenten (56 Prozent). Bei den Abbrecherzahlen warnen die Experten wiederum davor, diese gegen die neuen Abschlüsse zu wenden. Sie belegten eher Anfangs- und Umstellungsprobleme. Zudem gebe es Unterschiede je nach Fach. Bei Sozial-, Sprach- oder Kulturwissenschaften sei die Zahl der Abschlüsse eher gestiegen. Bei den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften an den Fachhochschulen gebe es dagegen nun wohl deutlich mehr Abbrecher.

Beides lässt sich mit dem strafferen Studium erklären, das die früher oft verlorenen Geisteswissenschaftler besser führt, in schon zuvor prallen Lehrplänen aber überfordern kann. „Im Bachelor-Studium stehen die ersten Prüfungen sehr früh an“, sagen die Experten. „Ihre dichte Folge hat mit Sicherheit selektive Wirkung.“

Der Präsident des Deutschen Studentenwerkes, Rolf Dobischat, fordert bessere Beratung. „Man darf die Studierenden mit den teilweise riesigen Stoffmengen nicht alleine lassen.“ Nach der ersten HIS–Studie erlebt jeder zweite Student häufig oder sehr häufig überfüllte Seminare. Damit könne in vielen Fällen nicht mehr von gedeihlicher Lehre gesprochen werden, heißt es. Frank van Bebber

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