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Geophysikalische Auswirkungen: Nach dem Beben dreht sich die Erde schneller

Das Erdbeben an der japanischen Pazifikküste hat die Rotationsachse der Erde versetzt. Diese Mitteilung vom Wochenende hat vielfach Erstaunen hervorgerufen. Aus den Angeln ist die Welt aber nicht gehoben und der Effekt ist auch lediglich ein rechnerischer.

Bei jedem Erdbeben werden große Gesteinspakete gegeneinander verschoben. Am größten ist die Bewegung in der Mitte der frischen Bruchfläche. Je weiter man zu den Rändern des Bruchs kommt, umso geringer ist der Versatz. Die Bruchfläche selbst, die sich quer durch die Erdkruste erstreckt, ist riesig groß. Eine Höhe von mehreren Kilometern ist normal, die Länge kann hunderte Kilometer betragen. Nach Schätzungen britischer Forscher riss am Freitag der Untergrund über 500 Kilometer Länge auf.

Gewaltige Massen werden so in eine andere Position gebracht. Das hat einen Einfluss auf die Drehung der Erde. Physiker erklären diesen „Pirouetteneffekt“ am Beispiel einer Eistänzerin: Zieht sie bei der Drehung die Arme an, rotiert sie schneller. Streckt sie die Arme aus, wird sie langsamer. Ebenso die Erde: Werden beim Beben große Massen in Richtung Rotationsachse versetzt, dreht sie sich schneller. Nach Berechnungen des Nasa-Geophysikers Richard Gross hat sich nach dem Japanbeben die Zeit für eine Umdrehung der Erde um 1,6 Mikrosekunden verkürzt. Gemessen an einer Umlaufzeit von 23 Stunden, 56 Minuten und 4,1 Sekunden ist die Änderung winzig. Zudem nimmt die Rotationsgeschwindigkeit der Erde seit Jahrmillionen langsam ab. Der jüngste Beschleunigungseffekt ist deshalb nach rund einem Monat aufgebraucht.

Die Massenverschiebung beeinflusst auch die Rotationsachse. Unser Planet hat keine starre Achse, sondern eine gedachte Linie, an der alle Massen im Gleichgewicht sind. Diese Linie hat sich um zehn Zentimeter verschoben, erklärt das italienische Institut für Geophysik. Bei dem Chilebeben vom Februar 2010 waren es acht. Verglichen mit dem Radius der Erde von rund 6380 Kilometern am Äquator würde das dort eine Abweichung um 0,000001 Prozent bedeuten. Die beschriebenen Änderungen sind allerdings reine Rechenspiele. Kein Messgerät ist so genau, dass es diese nachweisen könnte. Die Erde dreht sich weiter wie gewohnt.

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