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Teures Studium. Ein Jahr an einer Uni (hier Oxford) kostet bis 9000 Pfund.

© Reuters

Großbritannien: Unis für die Reichen

Wer in Großbritannien aus einer reichen Familie kommt, hat eine sechsmal größere Chance auf eine Top-Universität zu gehen als ein Kind aus einer einkommensschwachen Familie.

Das geht aus einer unlängst veröffentlichten Analyse des staatlichen „Office for Fair Access“ hervor, in der die Chancengerechtigkeit des britischen Hochschulwesens im Studienjahr 2012/13 untersucht wird.

Verglichen wurden dabei die Werte von Jugendlichen aus den zwanzig Prozent einkommensstärksten Haushalten mit denen von Jugendlichen aus den vierzig Prozent einkommensschwächsten Haushalten. An der sozialen Spaltung beim Unizugang habe sich in den vergangenen fünfzehn Jahren nichts geändert, heißt es in dem Bericht – und es gebe auch wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich bei dem Thema in den kommenden Jahren etwas bewege.

Zu den „Top-Universitäten“ zählen die Hochschulen, die den Studiengebühren-Höchstsatz von 9000 Pfund (umgerechnet derzeit gut 11 000 Euro) im Jahr nehmen. Dazu gehören etwa die 24 Unis der „Russell-Group“, wie Oxford, Cambridge, die Universität von Manchester oder Birmingham. Was die Gebühren angeht, stellte das Studienjahr 2012/13 eine Zäsur dar: Nach der Erhöhung der Sätze durch die konservative Regierung durften die Unis bis zu dreimal so viel wie zuvor nehmen. Verbunden war dies mit einem massiven Kürzen der staatlichen Zuschüsse. Den Hochschulen, die die Gebührensätze voll ausschöpfen wollten, wurde allerdings auch zur Auflage gemacht, mehr Geld als bisher zur Förderung von sozial benachteiligten Studierenden auszugeben.

Der Bericht bescheinigt den Unis dabei durchaus auch Fortschritte. Tatsächlich steigerten sie ihre Ausgaben zur Vergrößerung der Studienbeteiligung um 60 Millionen Pfund auf insgesamt 743 Millionen Pfund (930 Millionen Euro). Einen „steilen“ Anstieg verzeichnet der Bericht bei Aktivitäten wie Schnuppertagen oder Sommerschulen, die die Hemmschwellen für ein Studium senken sollen.

464 Millionen Pfund (581 Millionen Euro) wurden für die direkte finanzielle Unterstützung von Studierenden ausgegeben, etwa durch Stipendien. Das ist ebenfalls etwas mehr als zuvor. Zurückzuführen ist das vor allem auf eine Erhöhung der Stipendiensätze, offenbar um den Anstieg der Gebühren zumindest teilweise ausgleichen zu können. Insgesamt profitierten aber weniger Studierende als im Jahr zuvor von den finanziellen Hilfen: nämlich rund 400 000 statt wie bisher 440 000. Dieser Punkt dürfte auch erklären, warum es bei den ungerecht verteilten Chancen beim Unizugang bleibt.

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