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Hochschulen: Neid auf Berlins Unis? Da lacht Bayern

Alle anderen Hochschulen der Republik werden fortan „neidisch“ auf Berlins Hochschulen gucken. Das hat Berlin Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner am Mittwoch gesagt. Stimmt das?

Schon in den Vorzimmern der Uni-Rektorate in Freiburg, Konstanz und der TU München löst die Frage Gelächter aus. Neidisch auf Berlin – das können sich die Sekretärinnen süddeutscher Unis nicht vorstellen.

Auch Axel Haase, Präsident der Uni Würzburg, lacht. Im Schnitt sollen Berlins Hochschulen über vier Jahre 3,5 Prozent mehr bekommen. „Ich weiß nicht, ob es einem damit wirklich gut geht“, sagt Haase. Um die wachsenden Studentenzahlen auffangen zu können, bekämen die bayerischen Hochschulen von 2009 bis 2011 rund eine Milliarde Euro zusätzlich – vom Land und aus dem Hochschulpakt I. Enorm profitieren würde die Uni auch von den Studiengebühren, seit 2007 seien damit 200 zusätzliche Mittelbaustellen geschaffen worden. „Nein“, sagt Haase, „was Berlin angeht, haben wir keinen Neidkomplex.“ Laut Bayerns Wissenschaftsministerium stieg der Zuschuss für die Unis im Jahr 2007 um 14,6 Prozent, in 2008 um vier Prozent, 2009 um neun Prozent und in 2010 um 3,7.

Wolfgang Herrmann, Präsident der TU München, gönnt Berlins Unis von Herzen ihre Zuwächse und würdigt die „Leistung der Politik“. Neid empfindet er aber nicht auf Berlin, sondern auf die ETH Zürich, die dreimal so viel Geld bekomme wie die TU. Trotzdem: Der TU München gehe es „sehr ordentlich“. In den vergangenen zehn Jahren hat das Land über eine Milliarde Euro in den Ausbau des Campus Garching gesteckt. Mit Mitteln von Land und Bund schafft die TU 350 Stellen.

Gerhart von Graevenitz, Rektor der zur Exzellenzuni gekürten Uni Konstanz, freut sich für Berlins Hochschulen. Neidisch ist auch er aber nicht. Baden-Württembergs Hochschulen haben mit ihrem „Solidarpakt“, dem Pendant zu den Berliner Hochschulverträgen, über Jahre hinweg Planungssicherheit. Aufwüchse gab es nicht, aber auch keine Kürzungen. 

Die Kostensteigerungen bei der Energie, die Berlins Hochschulen zu schaffen machen, sind allerdings auch in Konstanz „ein echtes Problem“, sagt von Graevenitz: Bei einem Treffen mit dem Wissenschafts- und dem Finanzminister sei es nicht gelöst worden. „Im Land brechen die Steuereinnahmen gerade dramatisch weg.“ Vor allem musste von Graevenitz erstmals betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Nachdem Geschwister von Studiengebühren entlastet werden, fehlen der Uni 35 Prozent aus dieser Quelle.

Hermann Kokenge, Rektor der TU Dresden, sieht seine Universität nicht auf Rosen gebettet. Zwar seien die Kostensteigerungen bisher abgedeckt worden. Wie es nach der Landtagswahl weitergeht, sei allerdings offen. „Mit Berlin tauschen möchte ich aber nicht.“ In Dresden ist durchaus bekannt, dass Berlins Unis die steigenden Pensionskosten aus ihrem eigenen Etat aufbringen müssen – eine bundesweit einzigartige Regelung. Auch müssten die „sehr guten und sehr renommierten Berliner Universitäten“ unter „komplizierten politischen Bedingungen“ arbeiten.

Dass ihnen das gelingt, sieht FU-Präsident Dieter Lenzen als Erfolgsgeheimnis der FU: „Ihre Mitarbeiter vollbringen in jeder Lage Wunder.“ Leichter wäre es aber, wenn die FU in München stünde.

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