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Beate Schücking spricht bei einer Pressekonferenz.

© picture alliance/dpa

Eklat um Rektorin der Universität Leipzig: Hochschulrat lehnt erneute Kandidatur von Beate Schücking ab

Die Rektorin der Universität Leipzig soll keine Chance haben, sich erneut um ihr Amt zu bewerben. Sie wehrt sich öffentlich, wünscht sich ein "demokratisches Wahlverfahren" - und bekommt Rückendeckung.

Die Rektorin der Universität Leipzig, Beate Schücking, sieht sich bei der anstehenden Rektorenwahl ausgebootet. Der Hochschulrat wolle nicht, dass sie erneut kandidiert, sagte Schücking der „Zeit“. Der Vorsitzende des Hochschulrats habe ihr im Urlaub telefonisch mitgeteilt, dass das Gremium sie nicht nominieren wolle. Sie empfinde dieses Vorgehen als „zutiefst verstörend“, erklärte Schücking im "Zeit"-Interview. Zum einen habe sie der Hochschulrat noch vor einigen Monaten zu einer erneuten Kandidatur ermuntert, zum anderen sei ihr nach einer mündlichen Anhörung der Bewerber vor zwei Wochen signalisiert worden, sie habe einen sehr guten Vortrag gehalten.

Auch ein weiterer interner Bewerber fiel durch

Laut Schücking will der Hochschulrat dem Akademischen Senat zwei externe Kandidaten vorschlagen. Die Namen werden geheim gehalten, ein dritter, interner Mitbewerber, der Dekan der Fakultät für Physik, soll wie Schücking aus dem Rennen sein. In Leipzig obliegt es dem Hochschulrat, dem Senat einen Wahlvorschlag vorzulegen – allerdings im Einvernehmen mit dem Senat. Schücking betont, sie hätte sich gerne einem „demokratischen Wahlverfahren“ gestellt und hofft, der Senat könnte die beiden externen Kandidaten im September „durchfallen lassen“. Der Vorsitzende des Hochschulrats, Reinhold R. Grimm, der auch Vorsitzender des Rats zur Akkreditierung neuer Studiengänge ist, war nicht zu erreichen.

"Unvorstellbar, dass Amtsinhaberin nicht vorgeschlagen wird"

Der Gleichstellungbeauftragte, Georg Teichert, stellte sich am Mittwoch hinter Schücking. Es sei für ihn „unvorstellbar“, dass eine Amtsinhaberin, der man keine Verfehlungen vorwerfen könne, nicht vorgeschlagen wird, sagte Teichert dem Tagesspiegel. Zudem sei das Verfahren des Hochschulrats intransparent. So sei er selber nicht informiert worden, dadurch sieht Teichert seine Beteiligungsrechte verletzt. Er werde den Hochschulrat um eine Stellungnahme bitten und die Kandidatenaufstellung juristisch prüfen lassen.

Bekannt durch den Beschluss, nur noch von "Professorinnen" zu sprechen

Die 59-jährige Schücking ist Medizinerin, war Studiendekanin der Gesundheitswissenschaften an der Universität Osnabrück, als sie 2011 in Leipzig zur Rektorin gewählt wurde – als erste Frau in der Geschichte der Universität. Im Februar 2016 endet ihre erste Amtszeit. Bundesweit bekannt wurde sie mit ihrer Uni, als sie sich für das vor zwei Jahren vom Akademischen Senat beschlossene generische Femininum stark machte. Danach ist in der Grundordnung der Uni nur noch von „Professorinnen“ die Rede, wobei Männer mitgemeint sind.

Schon im ersten Jahr ihrer Amtszeit war Schücking mit massiven Sparauflagen der damaligen CDU-Landesregierung konfrontiert. In Leipzig sollten 300 Stellen wegfallen. Die Archäologie, Theaterwissenschaften und die Pharmazie standen vor der Schließung. Schücking begann zunächst, die Sparauflagen umzusetzen, konnte sich in diesem Frühjahr aber mit der neuen Ministerin Eva-Maria Stange (SPD) auf geringere Einsparungen einigen. Damit könnten die Fächer möglicherweise erhalten bleiben. Schücking sagt jetzt, sie habe sich „mehr und mehr zur Wehr gesetzt“, sei aber „vielleicht nicht immer diplomatisch genug vorgegangen“.

Es heißt, sie sei an der "interessanten Bewerberlage" gescheitert

Aus der Uni ist zu hören, sie sei inneruniversitär durchaus umstritten, weil sie sich nicht der Fundamentalopposition angeschlossen habe. Doch im Hochschulrat könnte ihr vielmehr dessen eher konservative Ausrichtung geschadet haben. Andererseits heißt es, die „interessante Bewerberlage“ habe Schückings Kandidatur aus der Sicht des Hochschulrats infrage gestellt. Das Wissenschaftsministerium betont in einer Erklärung vom Mittwoch die gute Zusammenarbeit mit Schücking und lobt ihr „großes Engagement“ für die Uni. Allerdings müsse man die autonomen Wahlvorgänge an der Hochschule respektieren und könne keine rechtlichen Verfahrensfehler erkennen.

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