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Der Weg aus Haupt- und Realschule in die jeweils höheren Bildungseinrichtungen, ist durchlässiger als Forscher bislang dachten - zumindest für Schülerinnen und Schüler, deren Familien Bildung schätzen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Höhere soziale Herkunft hilft bei der Karriere: Die Schule ist durchlässiger als gedacht

Eine Analyse von Lebensläufen ergab: Nach der Haupt- oder Realschule strebt fast jeder Dritte nach höherer Bildung. Gerecht ist das deutsche Bildungssystem deshalb aber noch nicht.

Deutschlands Schulsysteme sind für Aufsteiger durchlässiger als gedacht. Allerdings gilt das vor allem für Kinder mit einer besseren sozialen Herkunft. Das hat die Bamberger Soziologin Sandra Buchholz bei ihrer Auswertung von 2200 Lebensläufen herausgefunden, die im Nationalen Bildungspanel (NEPS) gesammelt sind. Demnach entscheiden sich 27 Prozent der Schülerinnen und Schüler nach ihrem Haupt- oder Realschulabschluss, weiter zur Schule zu gehen und den nächsthöheren Abschluss zu machen. „Dass fast jeder Dritte sich für einen höheren Schulabschluss entscheidet, hat uns sehr überrascht“, erklärt Buchholz. „Die Wissenschaft nahm an, dass eine unvorteilhafte Zuordnung nach der Grundschule kaum korrigierbar ist. Das ist aber nach diesen Ergebnissen nicht haltbar.“

Schulsystem durchlässiger aber dennoch ungerecht

Erstaunt war Buchholz auch davon, dass ein Drittel der Hauptschüler, die einen höheren Abschluss anstrebten, schließlich das Fachabitur oder das Abitur machten. In dieser Gruppe sei die Mobilität extrem hoch.

Die Befunde seien aber keineswegs ein Hinweis darauf, dass das deutsche Schulsystem weniger ungerecht sei als angenommen. Denn ob die Schüler sich für einen weiteren Abschluss entscheiden, hänge weniger von ihrer Begabung und ihrem Fleiß ab als von ihrer sozialen Herkunft: Hatten die Eltern Abitur, strebten vier von zehn Schülern nach dem ersten Abschluss einen weiterführenden an. Hatten die Eltern einen Hauptschulabschluss, traf dies nur auf halb so viele Schüler zu.

Investitionen in Bildung werden für sinnvoll erachtet

Ursache dafür sei vermutlich, dass die Eltern danach strebten, ihren eigenen Status zu erhalten – also Eltern mit Abitur sich auch für ihr Kind mindestens das Abitur wünschen. Möglicherweise würde der Nutzen weiterführender Bildungsangebote von den Eltern auch unterschiedlich bewertet. Eltern mit Abitur finden es demnach sinnvoll, wenn ihre Kinder Zeit und Geld in zusätzliche Bildung investieren und länger auf ein Gehalt verzichten.

Buchholz kommt zu dem Schluss, vor allem diejenigen, die ohnehin privilegierten sozialen Gruppen angehören, würden Aufstiegschancen nutzen: „Das bestehende System reduziert die Ungleichheiten im deutschen Schulsystem nicht. Im Gegenteil. Es verstärkt sie sogar.“

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