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Trübe Aussicht. Auf einen Wohnheimplatz warten in Berlin oft mehr als tausend Studierende. 

© dpa

Hohe Miete in Berlin kalkuliert: Im Studentenwohnheim könnte es teuer werden

Bis zu 442 Euro Miete könnte ein Platz in einem der geplanten neuen Studentenwohnheime in Berlin kosten - mehr als doppelt so viel wie die bisherige Durchschnittsmiete. Das sehen erste Kalkulationen vor.

Die geplanten neuen Studentenwohnheime in Berlin könnten für Studierende deutlich teurer werden als bisherige Wohnheimplätze. Projektstudien zu einem Neubau gehen von Mieten zwischen 363 und 442 Euro monatlich aus. Derzeit liegt die Durchschnittswarmmiete für einen Wohnheimplatz des Studentenwerks bei 204 Euro. Die Kalkulationen für die Neubaumiete gehen aus Berechnungen für ein in Wedding geplantes Wohnheim hervor, die dem Tagesspiegel vorliegen.

Über 2000 Studierende warten auf Platz im Wohnheim

Bekanntermaßen hat der scheidende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bereits im Frühjahr 2013 angekündigt, das Land wolle 5000 neue Wohnheimplätze schaffen, um die Wohnungssuche für Studierende zu erleichtern. Zum Wintersemester stehen erneut rund 2100 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz.

Bisher gestaltet sich die Planung für Neubauten allerdings zäh, ein Datum für den Baubeginn oder gar die Fertigstellung eines ersten Objekts ist nicht in Sicht. Der Senat will die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften beauftragen, neue Wohnheime zu errichten. Das Studentenwerk soll die Objekte dann bewirtschaften. Dieses Vorgehen hat Ärger ausgelöst: Das Studentenwerk würde lieber in Eigenregie bauen. Es befürchtet, die Wohnungsbaugesellschaften treiben die Miete in die Höhe, um die Baukosten zu refinanzieren. In der Koalition wird hinter vorgehaltener Hand von einem „Desaster“ bei der Planung gesprochen. Es sei ohnehin „illusorisch“, 5000 Plätze zu errichten.

Die jetzt vorliegenden „Projektstudien“ beziehen sich auf einen Neubau in der Nordbahnstraße in Wedding. Das ist eines von fünf Grundstücken, die aus dem Liegenschaftsfonds für Wohnheime reserviert sind. Es wird von drei Varianten ausgegangen. Ein als „idealistisch“ bezeichneter Entwurf mit größeren Apartments würde zu einer Miete von 442,79 Euro führen, zwei abgespeckte Varianten zu 428,25 Euro beziehungsweise 363,65 Euro. Je nach Entwurf würden 112 bis 178 Plätze entstehen. In die Kalkulation sind die Baukosten genauso eingeflossen wie etwa Möblierung und Betriebskosten. Ein Sprecher der Wissenschaftsverwaltung erklärte auf Anfrage, die Berechnungen stellten „einen Zwischenschritt“ dar. Die Wissenschaftsverwaltung erwarte, dass Wohnungsgesellschaften wie Studentenwerk „Wege finden, die Miethöhe zu reduzieren“. Es sollte „eine Gesamtmiete um die 300 Euro“ herauskommen.

Nur sechs Prozent haben Wohnheimplatz

Lars Oberg, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, hält Mieten von unter 300 Euro für wünschenswert: „Jeder Bafög-Empfänger muss sich die Wohnheimplätze leisten können.“ Auch Christian Hausmann, wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU, sagt, die Miete dürfe nicht „unangemessen“ über der Warmmiete liegen, die beim Bafög- Höchstsatz vorgesehen ist. Dabei handelt es sich um einen Betrag von 224 Euro.

In Berlin ist nur für knapp sechs Prozent der Studierenden Platz in einem Wohnheim, was auch daran liegt, dass der freie Wohnungsmarkt lange Zeit günstig war. Bundesweit geht die Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen zurück. Sie beträgt derzeit knapp unter zehn Prozent, der tiefste Wert seit 1991. Das Deutsche Studentenwerk, der Dachverband der Studentenwerke, fordert daher seit langem den Bau von bundesweit 45 000 Plätzen, Bund und Länder sollten ein gemeinsames Programm starten. Das Studentenwerk beziffert die Kosten auf 2,7 Milliarden Euro.

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