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In der Diskussion. Die HU soll künftig sieben statt zehn Fakultäten haben.

© Doris Spiekermann-Klaas

HU Berlin: Humboldt-Uni streitet über die Fakultäten

HU-Präsident Olbertz will die Zahl der Fakultäten verringern und deren "Strategiefähigkeit" vergrößern. Noch scheiden sich an den Plänen die Geister.

Die Humboldt-Universität (HU) soll die Zahl ihrer Fakultäten von zehn auf sieben verringern und gleichzeitig deren Macht stärken. Seine Vorstellungen präsentierte Präsident Jan-Hendrik Olbertz am Dienstag im Akademischen Senat. „Wir brauchen schlagkräftigere und effektivere Fakultäten“, sagte Olbertz. Er erhoffe sich eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Fächern und mehr Flexibilität in Forschung und Lehre. Eine Fakultätsreform hatte Olbertz schon im Zukunftskonzept vorgeschlagen, mit dem die HU in der Exzellenzinitiative erfolgreich war. Die Ideen lösten eine lebhafte Debatte aus.

Die Geister scheiden sich vor allem am neuen Zuschnitt der Fakultäten. So ist umstritten, die vier philosophischen Fakultäten in zwei größeren aufgehen zu lassen. Die Philologen, Philosophen und Historiker wollen nicht zu einer „Philosophisch-Philologischen Fakultät“ zusammengehen. „Die Reform wird enorme Ressourcen binden, die anderswo fehlen“, kritisierte Julia von Blumenthal, Dekanin der Philosophischen Fakultät III. Offener seien dagegen die Sozial- und Kulturwissenschaftler für eine gemeinsame Fakultät.

Kontrovers diskutiert wurde auch der Plan, die agrarwissenschaftliche Fakultät aufzulösen. Deren ökonomische Professuren sollen den Wirtschaftswissenschaften zugeschlagen werden, die naturwissenschaftlichen einer neuen lebenswissenschaftlichen Fakultät mit Biologen und Psychologen. „Wir lassen uns nicht trennen“, sagte der Agrarökonom Dieter Kirschke. Biologen und Psychologen, die gern fusionieren würden, sind ebenso gegen die Aufnahme von Agrarforschern. Erhalten bleiben sollen die wirtschaftswissenschaftliche, juristische und theologische Fakultät. Die Naturwissenschaften erhalten eine gemeinsame Fakultät in Adlershof.

Um die „Strategiefähigkeit“ der Fakultäten zu erhöhen, sollen die Dekane künftig für vier Jahre gewählt werden und Teil der erweiterten Unileitung werden. Prinzipiell stehe die Professorenschaft hinter dem Ziel, die Fakultäten zu stärken, sagte die Erziehungswissenschaftlerin Sigrid Blömeke. Um die Debatte um den Zuschnitt zu entschärfen, schlug sie vor, mit den Fakultäten zu beginnen, die die Pläne unterstützten. „Vielleicht erzeugt das Druck auf die, die Bedenken haben.“ Mehrere AS-Mitglieder forderten „Exit-Optionen“, falls sich die Reform als nicht praktikabel erweise. „Wir dürfen das nicht durchpeitschen“, sagte der Geograf Elmar Kulke. Er vermisse auch eine klare „Kosten-Nutzen-Analyse“.

Olbertz will die Bedenken in seinen Entwurf einfließen lassen. Mit Hinweis auf die Exzellenzinitiative mahnte er, das Thema Fakultätsreform ernsthaft zu betreiben. „Wir haben uns verpflichtet, das anzupacken“, sagte Olbertz. Würde sich die Uni dem verweigern, bedeute das einen „Riesenschaden“, wenn der Wissenschaftsrat in einigen Jahre evaluiere, wie gut die HU ihr Zukunftskonzept umgesetzt habe. Tilmann Warnecke

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