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Sabine Kunst ist seit Mai 2016 Präsidentin der Humboldt-Universität – eines ihrer Studienfächer war Philosophie.

© Matthias Heyde

Humboldt-Universität zu Berlin: Wie wir zusammenleben wollen

Philosophie lohnt sich - für die Studierenden und für die Gesellschaft.

In diesen Tagen beginnen viele junge Menschen mit einem Studium. Die meisten haben sich für Fächer wie Medizin, Jura oder Betriebswirtschaft entschieden. Am Ende des Studiums steht ein Abschluss, der ihnen in der Regel einen raschen Berufseinstieg und eine erfolgreiche Entwicklung verspricht. Karriere und gutes Einkommen sind starke Motivatoren für eine manchmal entbehrungsreiche Studienzeit. Viele Abiturienten entscheiden sich aber auch für geisteswissenschaftliche Fächer, die gerne als „brotlos“ tituliert werden. Dass dies nicht stimmt, haben Studien längst belegt.

Die Motivation, Philosophie zu studieren, liegt darin begründet, dass Studierende sich für Fragen wie den Sinn des Lebens, die Regeln des Zusammenlebens oder Moral und Schuld interessieren. In der Beschäftigung mit der Philosophie lernen sie vor allem richtiges Argumentieren, Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen, Normen zu prüfen. Kern philosophischer Erkenntnis ist, den Dingen auf den Grund zu gehen und keinen Stein auf dem anderen zu lassen, wenn es um die Wahrheitsfindung geht.

Die Philosophie als „Mutter aller Wissenschaften“ ist wie kaum eine andere Fachrichtung geeignet, sich von Detailproblemen zu lösen und das große Ganze zu betrachten. Im Philosophiestudium müssen die Studierenden die Bereitschaft mitbringen, sich auf abstrakte Ebenen zu begeben, was hohe intellektuelle Fähigkeiten voraussetzt. Sie ist außerdem eine wunderbare Ergänzung zu anderen Fächern, die sich mit speziellen Fragestellungen beschäftigen, etwa Biologie, Rechtswissenschaften oder Ökonomie.

Hinzu kommt, dass Philosophie immer aktuell ist, ob es nun um Schriften antiker oder Aufsätze aktueller Philosophen geht: Sie reflektieren unser Leben, unsere gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen. Deshalb ist Philosophie immer auch eine angewandte Wissenschaft, etwa in der Politikberatung oder bei der analytischen Begleitung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, bei Diskussionen über Migration, Toleranz oder neue Formen des Zusammenlebens.

Gute Jobchancen auch außerhalb der Wissenschaft

Aufgrund ihrer methodischen Fähigkeiten haben Studierende deshalb gute Chancen, neben der Wissenschaft im Medien- und Verlagswesen, als Referenten im Politikbetrieb, im Auswärtigen Dienst oder im Management zu wirken. Nicht zu vergessen ist der Lehrerberuf, gerade in Berlin, wo 2006 das Schulfach Ethik für die Jahrgänge sieben bis zehn verpflichtend eingeführt wurde.

Die Humboldt-Universität ist für ein Studium der Philosophie erste Adresse. Warum? Am Institut wirken 14 Professorinnen und Professoren, 23 Mitarbeitende und 88 Promovierende, es hat aktuell 1350 Studierende – sei es im Bachelor oder Master, mit Lehramtsoption oder ohne, sei es als Kern- oder Zweitfach. Vor allem diese Zahlen machen die Besonderheit des Instituts aus, im deutschsprachigen Raum ist es im Moment das größte. Durch die Vielzahl an Lehrstühlen gibt es in den verschiedenen Gebieten Spezialisten. Vor allem der Bereich der Praktischen Philosophie hat viele Schnittmengen mit anderen Fächern, weil er Grundlagen der Ökonomik genauso behandelt wie Ethik, Rechts- oder Staatsphilosophie. Außerdem zeichnet das Institut die starke Vernetzung mit anderen Fächern aus. Die Philosophie ist an Exzellenz-Clustern wie Topoi und Exzellenz-Graduiertenschulen wie der Berlin School of Mind and Brain beteiligt.

Und nicht zuletzt: Das Institut für Philosophie der HU gehört laut dem aktuellen „QS-World University Ranking by Subject“ zur Liga der besten Institute Europas, gleich hinter Oxford, Cambridge und der London School of Economics. Und natürlich ist die Philosophie nur eine von vielen exzellenten Disziplinen an der HU, die deshalb als Gesamteinrichtung regelmäßig in Rankings zu den besten hundert Universitäten der Welt gehört.

Die Autorin ist Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Artikel ist erstmals in der Beilage der HU zum Start des Wintersemesters 2016/2017 erschienen. 

Sabine Kunst

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